Beim Fürsten
von Monaco
514 DER BLICK AUF DIE ARMBANDUHR
Denken Eure Majestät an seinen Erlaß an den guten Deines, meinen alten
Freund und Regimentskameraden, Eurer Majestät ausgezeichneten
Generaladjutanten. Ich habe Eurer Majestät nach dem Manöver in Koblenz,
es war wohl 1905, die Abschrift dieses Bismarckschen Erlasses, die ich mir
genommen hatte, vorgelesen und Eure Majestät gebeten, sie an Sich zu
nehmen.“ 5. M. (sieht wieder nach der Armbanduhr): „Schön, schön. Ich
werde das nicht vergessen. Seien Sie ganz ruhig. Nun muß Ich aber fort.
Ich darf Monaco nicht warten lassen. Ich nehme Sie aber mit in Mein Boot
und fahre Sie hin.‘ Ich: „Sehr gnädig, Eure Majestät! Nur noch das eine:
Gerade wenn Sie zu meinem lebhaften Bedauern ein Agreement mit England
über das Tempo unserer Schiffsbauten ablehnen, müssen Sie doppelt vor-
sichtig mit den Russen sein. Ich sage es noch einmal, an einen plötzlichen
Überfall von seiten der Engländer glaube ich nicht, wohl aber, daß ein durch
das Tempo unserer Schiffsbauten ganz außer Rand und Band gebrachtes
England gegen uns vorgehen wird, sobald wir mit Rußland aneinander sind.
Und dann: Wollen Sie wirklich Bethmann? Karl Wedel wäre besser.‘
S. M. (während er zum Fallrecp geht): „Der ist Mir zu eigensinnig, zu sehr
Dickkopf, das wissen Sie ja seit langem.“ Ich: „Oder Schorlemer? Er hat
mehr Kavalierperspektive als Bethmann. Oder Rheinbaben ? Der hat mehr
Courage.“ S.M.: „Nein! Es bleibt bei Bethmann. Passen Sie nur auf, wenn
der lange Kerl sich von der Bank des Bundesrats im Reichstag erhebt und
die verehrten Reichsboten mit seinen strengen Augen ansieht, dann kriegen
sie es alle mit der Angst und verkriechen sich in ihre Mauselöcher. Und dafür
ist es hohe Zeit! Nun aber rein ins Boot.“
Einige Minuten später waren wir an Bord der „Alice“, der Dampfjacht
des Fürsten von Monaco. Der Fürst, der sich ganz als Franzose fühlte,
hatte eine größere Zahl französischer Freunde an Bord. Andere Franzosen
waren von der Dampfjacht des reichen Schokoladenfabrikanten Menier
gekommen, die gleichfalls im Kieler Hafen lag. Sie alle wußten, daß ich in
Kiel war, um meinen Abschied einzureichen, und beobachteten mit ge-
spannter Aufmerksamkeit, mit nicht geringer Neugier und mit einer ge-
wissen Malice, wie sich der Verkehr zwischen dem Kaiser und seinem Kanzler
abspielen würde. Ich war natürlich vollkommen ruhig und führte eine leb-
hafte Konversation. Der Kaiser war auch in bester Haltung und lachte
sehr über einige Anekdoten, die ich erzählte. Als wir uns von Tisch erhoben,
näherte sich mir einer der französischen Herren, ein früherer Minister —
wenn mich mein Gedächtnis nicht täuscht, hieß er Jules Roche oder
ähnlich — und sagte mir: „Ma foi, ce dejeuner a ete delicieux. Nous avons
cru assister a une scene de th£ätre, a un drame de Scribe ou de notre grand
Hugo. J’ai vu plus d’un ministre s’en aller, mais pas un dans une aussi
belle attitude. Vous avez Et& parfait, mon Prince, le sourire sur les l&vres et