Viktor
I:ulenburg
und Erbprinz
Salm
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gouverneure wurden, und manche andere. Der Botschafter Benckendorff,
von dem mir Metternich sprach, war, wie die von den Bolschewisten in-
zwischen veröffentlichten Papiere beweisen, in der Tat bestrebt, seine
deutsche Herkunft in St. Petersburg durch antideutsche Treibereien in
Vergessenheit zu bringen. Am übelsten war, was Graf Metternich mir über
die Umtriebe von Eckardstein schrieb, der offenbar immer tiefer sank, bis
einige Jahre später der von ihm gegen seine Frau angestrengte skandalöse
Ehescheidungsprozeß seinen gesellschaftlichen und moralischen Zusammen-
bruch nach sich zog.
Graf Viktor Eulenburg, ein Sohn des damaligen Oberhofmarschalls
und späteren Hausministers, war ein ungewöhnlich tüchtiger, begabter,
durch und durch anständiger junger Mann, der mehrere Jahre Adjutant
bei mir gewesen war. Ich habe als Reichskanzler drei Adjutanten gehabt,
die alle vor mir in jungen Jahren gestorben sind und denen ich ein dank-
bares Andenken bewahre. Mein erster Adjutant war der Erbprinz Emanuel
von Salm-Salm, der später eine Erzherzogin von Österreich heiratete. Als
Rittmeister bei den Gardeducorps starb er im Weltkrieg den Heldentod.
Er wurde vom Ausbruch des Weltkriegs in Indien überrascht, wo er Tiger
schießen wollte. Von den Engländern interniert, gelang es ihm mit Hilfe
der Tante seiner Frau, der Königin Christine von Spanien, die Erlaubnis
zur Rückreise nach Deutschland zu erhalten. In Gibraltar wurde er ein
zweites Mal festgenommen, aber infolge seiner inständigen Bitten durch
Vermittlung der Königin nochmals in Freiheit gesetzt. Er reiste, ohne sich
in der Heimat aufzuhalten, direkt nach dem östlichen Kriegsschauplatz,
wo sein Regiment stand, das soeben siegreich gegen Russen gefochten hatte.
Während seine Kameraden ihn jubelnd begrüßten, traf eine letzte Kosaken-
kugel Emanuel Salm, der, an der Schläfe getroffen, lautlos, schmerzlos
umsank. Der weise Solon würde ihn neben dem Tellos von Athen als einen
der wenigen ganz und wirklich Glücklichen bezeichnet haben. Auf Emanuel
Salm passen die schönen Verse, die Ernst Moritz Arndt dem 1814 in den
Ardennen gefallenen Friedrich Friesen gesungen hat:
War je ein Ritter edel,
Du warst es tausendmal,
Vom Fuße bis zum Schädel
Ein lichter Schönheitsstrahl,
Sein Nachfolger Graf Viktor Eulenburg erlag in verhältnismäßig jungen
Jahren einer tückischen Tuberkulose, die er sich als Teilnehmer an einer
Expedition nach Abessinien zugezogen hatte. Bei seiner ungewöhnlichen
Begabung lag eine große Zukunft vor ihm. Mein letzter Adjutant, Erich
von Schwartzkoppen, der Sohn eines ausgezeichneten Heerführers im