Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Dritter Band. Weltkrieg und Zusammenbruch. (3)

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beglückende holde Musik dieses großen Lebens. Eines der schönsten Paare 
unserer Geschichte. Eine herrliche Mischung von Deutsch und Welsch, 
vielleicht die allerschönste. So bleiben Sie noch ungezählte Jahre am Him- 
mel stehen, goldne Doppelsterne! Ich schreibe so im Flug, damit’s recht- 
zeitig zu Ihnen kommt. Ich liebe Sie beide von ganzem Herzen. Treue ohne 
Ende! Dankbarkeit, Verehrung! Glück, daß Sie leben! Ihr Adolf Wil- 
brandt.“ Gustav Schmoller hatte mir geschrieben: „Fünfundzwanzig 
Jahre glücklicher Ehe sind in der Bilanz des Lebens einer der schönsten 
Posten. Doppelt dem zu gönnen, der diese fünfundzwanzig Jahre ganz in 
aufreibender Arbeit, im Dienste des Vaterlandes an verantwortlichster Stelle 
zugebracht hat. Wem es vergönnt war, Jahre lang die Frau Fürstin und Sie, 
hochverehrter Fürst, in ziemlicher Nähe zu beobachten, der könnte an 
Ihrem beiderseitigen Glücke so wenig zweifeln wie an der Tatsache, wie 
selten Sie beide sich ergänzen, wie Sie zueinander passen. Der müßte nur 
zweifeln, wen und was cr mehr bewundern solle: die Grazie, die Talente, 
die Liebenswürdigkeit der Frau Fürstin oder die Weisheit, die Kunst der 
Menschenbehandlung, die olympische Ruhe und Heiterkeit Ihrer Persön- 
lichkeit. Wenn ich für Deutschland einen Wunsch aussprechen sollte, so 
wäre es der: Kommen Sie wieder und regieren Sie uns. Wenn ich aus Ihrer 
Seele heraussprechen soll, so wünsche ich Ihnen das reine Glück ungetrübter 
Ruhe an der Seite einer solchen Gattin!“ Das Lob meiner Frau gebe ich 
wieder, denn es ist gerecht. Die mir von dem Gelehrten und dem Dichter 
gespendete freundliche Anerkennung stelle ich unter den Schutz der 
tröstenden Worte des alten Publius Ovidius Naso: „Principibus placuisse 
viris non ultima laus est.“ 
Bei meinen täglichen und ausgedehnten Spaziergängen am Genfer See, 
dem clear placid Leman, wie ihn Byron nennt, drängten sich mir immer 
wieder die Sorgen auf, mit denen mich die Entwicklung der Dinge in der 
deutschen Heimat erfüllte, dem Land voll Lieb und Leben, dem ich mich 
ergeben hatte mit Herz und Hand, seitdem ich dreiundvierzig Jahre früher 
als junger Husar ins Feld gezogen war. Ich bemühte mich, bei meinen stillen 
Reflexionen nicht in den Fehler mancher Diplomaten und Politiker zu ver- 
fallen, die, sobald sie nicht mehr selbst auf der Bühne agieren, vom Zu- 
schauerraum aus alles kritisieren, mit allem unzufrieden sind. Wie oft habe 
ich mich an das Wort unseres welt- und menschenkundigen Botschafters 
Schweinitz erinnert, der in der Bismarckschen Zeit zu sagen pflegte, es 
gebe cigentlich nur zwei Arten von Menschen: die Leute in office und die 
Leute out of office. Die ersteren lobten alles, was geschehe, seien mit allem 
zufrieden und meinten, que tout £tait pour le mieux dans le meilleur 
des mondes possibles; die anderen tadelten alles und fänden, daß alles, 
was entsteht, wert wäre, zugrunde zu gehen. Aber auch einer objektiven,
	        
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