BUÜLOW GREIFT EIN 203
auch die Leitung der Friedensverhandlungen übertragen werden möge.
Ehrlicher waren die Wünsche des Musikers Engelbert Humperdinck, des
liebenswürdigen Komponisten der reizenden Märchenoper „Hänsel und
Gretel“, der uns während seines zweimaligen Winteraufenthaltes in der
„Villa Falconieri“ in Frascati ein lieber Freund geworden war. Und am
meisten freute mich ein Gedicht, das mir der Schriftleiter des „Kladde-
radatsch‘, Paul Warncke, in seinem Blatt widmete. Waroncke war mir, wie
sein Vorgänger Trojan, ein guter Freund. Der „Kladderadatsch‘, dessen
sämtliche Jalırgänge seit 1848 meine Bibliothek zieren und der meinem
großen Amtsvorgänger Bismarck auch über das Grab hinaus die Treue
hielt, hat mir, solange ich im Amte war, nach dem Rat des Horaz, ridendo
dicere verum, oft lachend die Wahrheit gesagt. Dem Entamteten blieb das
älteste und beste Organ deutschen Humors und der Berliner Satire wohl-
wollend und freundlich gesinnt.
Ich möchte noch ein Briefchen der Witwe des hochverdienten Ministers
Rudolph Delbrück, des Mitarbeiters Bismarcks in großer Zeit, erwähnen, die
meiner Frau schrieb: „„Groß ist die Freude in allen Kreisen, den Fürsten
wieder als unseren offiziellen Vertreter nach Rom gehen zu sehen, gemein-
sam mit Eurer Durchlaucht. So ist nun endlich erfolgt, was wir seit langer
Zeit für unser Vaterland erhofft und ersehnt hatten, und es drängt mich,
meine innige Befriedigung und F'reude darüber auszusprechen! Gott wolle
Sie beide segnen, zum Wohle Deutschlands und zu Ihrer eigenen hohen
Befriedigung in der Arbeit für unser Vaterland!“ Walter Rathenau
telegraphierte mir: „Hocherfreut, daß Euer Durchlaucht sich entschlossen
haben, in schwerer Zeit in die Staatsgeschäfte einzugreifen, vertraue ich
alter Kraft und neuem Glück.‘ Die deutsche Presse, ohne Unterschied der
Partei, gab ihrer Genugtuung über meine Entsendung Ausdruck. Mit Recht
konnte der Leiter der agrarischen „Deutschen Tageszeitung“, der Reichs-
tagsabgeordnete Dr. Georg Oertel, mir schreiben: „Ich wünsche von ganzem
Herzen, daß die Tätigkeit Eurer Durchlaucht erfolgreich sein möge. Das
ist nicht nur mein tiefempfundener Wunsch, sondern der des ganzen Volkes
ohne jeden Unterschied der Partei.“