DIE ÖSTERREICHISCHEN HONENLOHES 221
Weltkrieges noch nachgezittert habe. Tatsächlich war jede österreichische
Maßnahme ein betrübendes Symptom für die Zerfahrenheit der öster-
reichischen Politik und die am Wiener Hofe sich durchkreuzenden Intrigen
und Ambitionen gewesen. Ich habe schon erwähnt, daß die Verlobung des
Erzherzogs Franz Ferdinand mit der hübschen Hofdame der Erzherzogin
Friedrich, der Gräfin Sofie Chotek, der Ausgangspunkt gespannter und
unfreundlicher Beziehungen zwischen dem Hofe des Erzherzogs Friedrich
und namentlich zwischen dessen Gemahlin, der Erzherzogin Isabella, einer
geborenen Prinzessin Croy, und dem Erzherzog Franz T'erdinand, dem
künftigen Kaiser, und Soferl Chotek wurde, die inzwischen zur Herzogin
von Hohenberg avanciert war und ihren Gemahl völlig beherrschte. Nach-
dem aus ihrem Plane, ihre Tochter mit dem zukünftigen Kaiser von Öster-
reich zu vermählen, nichts geworden war, akzeptierte die Erzherzogin
Isabella als nach ihrer Auffassung ziemlich dürftigen Ersatz den Prinzen
Gottfried Hohenlohe. Der gehörte zu jenen österreichischen Aristo-
kraten, die durch Leichtsinn und Unfähigkeit viel zum Sturz des habs-
burgischen Reiches beigetragen haben. Ebenso ambitiös wie un-
brauchbar, litt er unter der Abneigung des leidenschaftlichen und jäh-
zornigen Erzherzogs Franz Ferdinand, der nicht nur die Erzherzogin
Isabella, sondern auch deren Angehörige mit seiner Ungnade strafte. Er
sann darüber nach, wie diesem ihn sehr bedrückenden Zustand ein Ende
bereitet werden könnte, als ihm ein rettender Gedanke kam. Gottfried
Hobenlohe hatte einen Bruder, den späteren Oberhofmeister Konrad
Hohenlohe, der damals Statthalter von Triest war. Beide Brüder Hohen-
lohe kannten die an Idiosynkrasie streifende Abneigung des Erzherzogs
Franz Ferdinand gegen das moderne Italien. Darum riet Gottfried seinem
Bruder Konrad, die erste Gelegenheit zu ergreifen, um als Statthalter von
Triest mit möglichstem Aufsehen und Lärm auf die Italiener zu hauen. Das
tat denn auch der Statthalter Konrad Hohenlohe, und zwar gerade in dem
Moment, wo die Beziehungen zwischen Italien und Österreich sich wirklich
gebessert hatten und von italienischer Seite zu dem Jubiläum der öster-
reichischen Militärakademie in Wiener-Neustadt als besonderer Ab-
gesandter des Königs von Italien ein italienischer General entsandt worden
war, der seine militärische Ausbildung in dieser Akademie erhalten hatte
und bei der Feier eine für das kaiserliche Heer achtungsvolle und schmeichel-
hafte Ansprache hielt. Das Vorgehen des Statthalters Hohenlohe unmittel-
bar nach diesem italienischen Entgegenkommen wurde natürlich in Italien
als Affront empfunden und machte böses Blut. Doch der Erzherzog Franz
Ferdinand war entzückt über das Verhalten des Statthalters Konrad
Hohenlohe. „Das hat der Konrad brav gemacht!‘ sagte er, während dreier
Tage froh gelaunt, zu jedem, dem er begegnete, und seine verbesserte
Prinz
Gottfried
Hohenlohe