Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Dritter Band. Weltkrieg und Zusammenbruch. (3)

340 NAMBURG 
Der Großherzog Ernst Ludwig von Hessen telegraphierte: „Es drängt 
mich, Ihnen meinen Dank für die ausgezeichneten Dienste auszusprechen, 
die Sie unserem Vaterlande geleistet haben. Möge Ihnen beschieden sein, 
noch lange Jahre die Früchte Ihrer erfolgreichen Lebensarbeit zu genießen.“ 
Der Großherzog von Weimar sprach sein lebhaftes Bedauern darüber aus, 
daß ich von der Leitung des hohen Amts zurückgetreten wäre, das ich 
während einer langen Reihe von Jahren „zum Teil unter recht schwierigen 
Verhältnissen‘ zum Heil und Segen des Deutschen Reichs verwaltet hätte, 
und unterzeichnet als „Eurer Durchlaucht stets sehr wohlgeneigter“. Auch 
der dreiundachtzigjährige Herzog Georg von Sachsen-Meiningen, der ver- 
dienstvolle Gründer des unter ihm von Ludwig Chronegk geleiteten Hof- 
theaters, der nicht durch seine Schuld mit Kaiser Wilhelm II. auseinander- 
gekommen war, dankte mir in warmen Worten für die langjährige, ver- 
dienstvolle Wirksamkeit, die ich für das Wohl und zur Ehre des Deutschen 
Reichs entfaltet hätte. Der Herzog von Sachsen-Altenburg dankte mir 
besonders für das hohe Verständnis, das ich bei der Leitung der Reichs- 
geschäfte „auch unter schwierigen Verhältnissen“ in ausgleichendem Ge- 
rechtigkeitssinn stets betätigt hätte, und hoffte, daß das freudige Bewußt- 
sein „treuer und ritterlich erfüllter höchster Pflichten‘ noch lange meinen 
Lebensabend verschönen möge. Der Fürst von Lippe-Detmold dankte 
nicht nur für die „unschätzbaren Dienste“, die ich unserem deutschen 
Vaterlande geleistet hätte, sondern auch für die wertvolle Unterstützung, 
die ich ihm und seinem Ländchen in schwerer Zeit entgegengebracht hätte, 
und unterzeichnet als „Ihr dankbar verbundener“. Auch der Fürst von 
Waldeck hob hervor, daß ich oft „unter den schwierigsten Verhältnissen“, 
aber „mit weiser Umsicht‘“ die Geschäfte geführt hätte, und betonte die 
mir in Deutschland „allseitig‘‘ entgegengebrachte Verehrung und Dank- 
barkeit. Selbst der Fürst von Schaumburg-Lippe, der in dem Streit 
zwischen Schaumburg-Lippe und Lippe-Biesterfeld unterlegen war, betonte 
in seinem Schreiben an mich, daß ich in meiner Amtszeit für das Deutsche 
Reich und die Bundesstaaten Großes und Verdienstvolles geleistet hätte, 
daß die deutschen Fürsten und Völker mir zu großem Dank verpflichtet 
wären, daß sie meiner stets mit ehrender Dankbarkeit gedenken würden, 
und wünschte mir „langjährigen und ungetrübten Genuß der ehrenvoll ver- 
dienten Ruhe“. 
Aus Hamburg schrieb mir der Bürgermeister Burchard, der Senat 
seiner Vaterstadt habe die Kunde von meinem Rücktritt „mit lebhaftestem 
Bedauern“ und in der Überzeugung entgegengenommen, daß mir für mein 
langjähriges und auf den verschiedensten Arbeitsgebieten erfolggekröntes 
Wirken „der tiefempfundene Dank des Vaterlandes‘ gebühre. Insonderbeit 
werde die Geschichte einst rühmend hervorheben, .daß bei meinem Scheiden
	        
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