Full text: Bernhard Fürst von Bülow - Denkwürdigkeiten. Dritter Band. Weltkrieg und Zusammenbruch. (3)

Wilhelm II. 
zum Empfang 
Bülows bereit 
56 DIE SUCHE NACH DER LÖSUNG 
zu öffnen versucht habe, so stimme ich endlich doch auch darin mit Eurer 
Durchlaucht überein, daß die Frage des Eınpfanges Eurer Durchlaucht 
durch Seine Majestät sofort gelöst werden muß. Ich kann dies aber nur 
durch mündlichen Vortrag bei Seiner Majestät tun und muß zugleich für 
diesen Vortrag einen Zeitpunkt wählen, zu dem ich Seiner Majestät nicht 
ungelegen komme. Da Seine Majestät morgen früh Rominten verläßt und 
in der gewohnten Weise über Königsberg, Cadinen, Marienburg und Lang- 
fuhr nach Hubertusstock reist, muß ich meinen Vortrag bis Hubertusstuck, 
d.h. bis zu den Tagen vom 9. ds. Mts. ab aufschieben. So sehr ich diese 
Verzögerung in dem besonderen Interesse Eurer Durchlaucht beklage, so 
darf ich doch vor allem nicht den Erfolg des Vortrags durch ungeschickte 
Wahl seines Zeitpunktes gefährden. In dieser Beurteilung einer auf- 
gezwungenen Situation hoffe ich von Eurer Durchlaucht Ansicht nicht 
abzuweichen. Wenn es mir danach gelingt, eine Lösung zu finden, die die 
berechtigten Ansprüche Eurer Durchlaucht erfüllt, werde ich eine 
menschlich und politisch gleich große Genugtuung empfinden. Mit dieser 
Versicherung, der ich bitte meine ehrerbietigsten Empfehlungen an die 
Frau Fürstin anschließen zu dürfen, bin ich in treuester Verehrung Eurer 
Durchlaucht ergebenster Bethmann Hollweg.“ 
Am 11. Oktober fulgte ein weiterer Brief meines Nachfolgers: „Mein schr 
verehrter Fürst! Gestern nacht bin ich aus Hubertusstock zurückgekehrt, 
wo ich Seiner Majestät Vortrag gehalten habe. Seine Majestät waren sehr 
dankbar dafür, daß Eure Durchlaucht gegenüber den beklagenswerten 
Pressetreibereien persönliche Zurückhaltung geübt haben, und auf meinen 
Vortrag gern bereit, Eure Durchlaucht zu empfangen. Seine Majestät 
beabsichtigen außer der bereits mündlich ausgesprochenen Einladung 
Eurer Durchlaucht und der Frau Fürstin zum Geburtstage Ihrer Majestät 
der Kaiserin Sie und die Fürstin wahrscheinlich in den Tagen zwischen dem 
18. und 22. Oktober im intimsten Kreise zur Mittagstafel in Potsdam zu 
befehlen. Ein früherer Termin ließ sich im Hinblick auf die sonstigen 
Dispositionen leider nicht wählen. Ich möchte aber glauben, daß die 
Allerhöchsten Absichten auch in dieser Form den Wünschen Eurer Durch- 
laucht gerecht werden, zumal wenn ich — übrigens unter ausdrücklicher 
Zustimmung Seiner Majestät — demnächst in der Presse auf die bevor- 
stehenden Empfänge Eurer Durchlaucht am Kaiserlichen Hoflager auf- 
merksam mache. Großen Wert würde ich darauf legen, wenn ich Eure 
Durchlaucht vorher noch persönlich sehen könnte, um Ihnen mündlich 
nähere Mitteilungen über meine Eindrücke zu machen und auch damit, 
meinem dringenden Verlangen entsprechend, zu definitiver Erledigung der 
unseligen Angelegenheit beizutragen. Indem ich bitte, der Frau Fürstin 
meine angelegentlichen Empfehlungen zu Füßen zu legen, bin ich in
	        
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