68 DER GARTEN DER MESSALINA
Claudius gehörte sie dem Konsular Valerius Asiaticus, den Messalina in den
Tod trieb, um sein Landhaus zu besitzen. Tacitus erzählt, daß vor den
Augen des Verurteilten der Scheiterhaufen errichtet wurde, aber daß Va-
lerius bat, diesen an eine andere Stelle zu verlegen, damit der Feuerqualm
die Baumgruppen seiner geliebten Villa verschone. Im Garten der Villa
Malta stehen noch heute prächtige Bäume, drei Palmen, Zitronen- und
Orangenbäume, Pinien und Zypressen, hohe alte Lorbeeren.‘“ Leider kann
ich nicht verschweigen, daß der Garten der Villa Malta nach Gregorovius
auch das Lusttheater für die Ausschweifungen der Messalina gewesen ist.
Dafür ereilte sie hier die rächende Nemesis. Als Claudius die Kaiserin um-
zubringen befahl, fanden sie seine Zenturionen auf der Erde liegend, den
Dolch in der zarten Hand, doch mutlos, sich selbst den Todesstoß zu geben.
Ein Tribun erstach sie. Statt sich durch das Ende der Messalina warnen
zu lassen, schwelgten auch die schreckliche Agrippina und ihr Sohn Nero
in derselben Villa. Der Östgotenkönig Theodorich beraubte sie ihrer Kunst-
schätze, um sienach Ravenna zu entführen. Belisar hatte in ihr sein Haupt-
quartier, als er Rom gegen die Germanen verteidigte. „So endigt‘“, schreibt
Ferdinand Gregorovius, „die antike Geschichte Roms eigentlich in jenen
Gärten des Lukull.“
Lang ist die Reihe der Bewohner der alten Villa Malta, seitdem sich
in den Tagen der Renaissance die tiefe Nacht der Barbarei lichtete, die
sich nach den Gotenkriegen auf das verödete Rom niedergesenkt hatte:
die Kardinäle De Torres, Imperiali, Marini und Acquaviva, der Bot-
schafter des Malteserordens, der Bailli de Breteuil, welcher der Villa ihren
jetzigen Namen gab, die Königin Kasimira von Polen, die Witwe des
Königs Johann Sobieski, der Erzherzog Maximilian von Österreich, ein
Bruder des Kaisers Josef II., Prinz Georg von Strelitz, ein Bruder der
Königin Luise, und manche andere Notabilitäten haben in ihr geweilt.
Der Garten der Villa mit seinen berühmten Rosen, die bis zu den
Terrassen emporklettern und der Villa den Beinamen „Villa delle Rose“
verschafft haben, mit seinen Veilchen, Nelken und Wasserlilien war meiner
Frau und mir eine immer neue Freude. Ich verstand Frau von Helvetius,
wenn sie mit Bezug auf ihren kleinen Garten in Auteuil zu dem sie be-
suchenden, aus Ägypten zurückkehrenden General Bonaparte sagte: „Sie
wissen nicht, wieviel Glück man auf drei Morgen Land finden kann.“
Gocthe pflanzte 1789 im Garten der Villa Malta die herrliche Palme, die
dort noch heute ihr Haupt wiegt. Herder, der in der Begleitung der Herzogin
Amalie von Weimar Rom besuchte und dem ahnungslosen Papst Pius VI.
als Vescovo di Weimar vorgestellt wurde, stand griesgrämig am Laghetto
im Garten der Villa, und die Hofdame, Fräulein von Göchhausen, die
Retterin des „Urfaust‘, schrieb tadelnd über ihn nach Hause: „Wem’s in