Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

8 Ole ältesten Bölker bis zur Gründung der Persermonarchle. 
der Väter überliefert wurde! Aber indem sie im Schweiße des Angesichts 
den Acker bauten oder das Wild verfolgten, indem sie in Lust und Freude 
die Frucht des Feldes oder die Beute der Jagd genoßen, vergaßen sie, 
was ihnen der Mund der Bäter über Gott und seine Werke verkündigt 
hatte; viele Stämme verloren ihr bestes Erbtheil, die Erkenntniß des 
einigen Gottes, gänzlich, andere beinahe, und nur wenige bewahrten sie 
treu als ein Heiligthum. Es ging dem Menschen wie einem Sohne, 
dem seine Eltern die besten Lehren und Ermahnungen geben, wenn er, 
das väterliche Haus verlassend, in die Fremde wandert; er vergißt die- 
selben bald über Mühsal und Entbehrung, und ein anderes mal im 
Taumel der Freude. 
Abgötnerei. 
Die Erkenntniß Gottes ist für den Geist des Menschen, was das 
Sonnenlicht für dessen Augen. Wie ein Mensch, der durch das nächt- 
liche Dunkel wandelt, furchtsam umherirrt und wunderbare Gestalten 
sich regen sieht, und Busch und Baum für Thiere hält und sie scheuet, 
so irrten auch und irren noch auf dem dunkeln Lebenswege die Völker, 
welchen die Gotteserkenntniß nicht leuchtet. Im Blitz und Donnerschlag, 
im Brausen des Sturmes, im Tosen des Meeres und des Stromfalls 
erkennt der Wilde eine stärkere Macht, als die seinige ist, und er fürchtet 
sie; aber da er Einen Gott, Dessen Werk die ganze Natur ist und 
Dessen Winke sie gehorsam folgt, nicht mehr kennt, so fürchtet er nun 
Götter, welche die so verschiedenen Elemente bewegen. Sonne, Mond 
und Sterne leuchten freundlich berab auf die Erde, wandeln unabänder- 
lich ihren Gang, während die Geschlechter der Menschen kommen und 
verschwinden — er weiß nicht, daß sie in ihrer nächsten Bestimmung 
für die Menschen die Lichter sind, welche Gott an den Himmel gesetzt 
hat, um die Erde zu erleuchten und die Zeiten zu unterscheiden; er hält 
sie für Götter, liebt sie und verzweifelt, wenn Sonne oder Mond sich 
verfinstern, weil er sie von bösen Mächten bedroht wähnt. Wie ein 
Gott die Wogen des Meeres hebt oder sänftigt, so waltet ein anderer, 
minder mächtiger, im Strome und in der rieselnden Quelle. Im Schoße 
der Erde entsteht auf geheimnißvolle Weise das wunderbare Metall; der 
Mensch gräbt in die dunkle Tiefe, und da strömen bald unterirdische 
Flutben herbei, bald tanzen bläuliche Lichter, oder es sprühen donnernde 
Feuerflammen — auch da sind Gotter: Vulkan, Kyklopen, Kobolde! 
Die Erzeugnisse der vergötterten Elemente werden nun auch göttlicher 
Natur, denn ist die Sonne ein Gott, so ist ihr Strahl auch göttlich, 
und ist die Erde eine Göttin, so ist auch das Thier, das seinen Leib 
von ihr hat, und die Pflanze, die aus ihr sproßt, göttlichen Wesens. 
Se wird die ganze Natur mit Göttern angefüllt, alle Naturgegen-
	        
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