10 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
gion der Hindu, so die der Griechen, so glaubten unsere Bäter, die al-
ten Deutschen. Sie empfanden auch den Schmerz des Lebens, sie fühlten
sich oft verwaist und unglücklich, und der älteste Dichter des begabtesten
Volkes läßt seinen Helden sprechen: „Kein unglücklicheres Geschöpf, das
da athmet und kreucht auf der Erde, als der Mensch!“ Das ist ein
Seufzer nach Erlösung aus der kalten Finsterniß des Lebens, das nicht
von Gott, der Sonne der Geister, erhellt und erwärmt wird.
Wir wissen nicht geschichtlich, wie lange die Menschen brauchten,
um zu Völkern heranzuwachsen, wie viele Versuche sie machten, bis sie
eine bürgerliche Gemeinschaft ausgebildet hatten; wir wissen auch nicht,
wie sie ihre verschiedenen Religionen gedichtet haben, denn wie das Licht
der Geschichte aufgeht, sehen wir ausgebildete Nationen dastehen. Von
diesen haben sich zwei in Hinterasien, nämlich die Hindu (Indier) und
Chinesen, bis auf unsere Zejit erhalten.
Brittes Kapitel.
Jndien.
Die Arier. Alte Reiche.
Wann das Land, welches durch das Himalayagebirge (Emodus)
von Mittelasien, durch den Hindukusch (Paropamisus) von dem Hoch-
lande Iran (Aria), das bis zum Tigris in Vorderasien reicht, geschie-
den wird, von den Stammvätern der Indier oder Hindu bevölkert
wurde, kann kaum annähernd bestimmt werden. Nach den eigenen ur-
alten Sagen des Volkes sind sie aus dem Geschlechte Japhets (den Noah
nennen die Indier Menu, seine Söhne Chama, Scherma, Japeti) und
wohnten im Hochlande jenseits der Indus= und Gangesquellen am Göt-
tergebirge Meru, wahrscheinlich im Quellgebiete des Orus. Von da
zogen sie, vielleicht im 3. Jahrtausend v. Chr., in die große Halbinsel,
welche von dem Indus, dem Ganges und Brahmaputra bewässert wird,
wohnten mehrere Jahrhunderte in Hirtenstämme getheilt im Pendschab,
und breiteten sich bis etwa 1300 v. Chr. von den Quellen des Indus
md Ganges bis zu deren Mündungen aus, theilweise auch über die Hoch-
flächen und Thäler des Dekhan, an den Küsten von Malabar und Koro-
mandel bis auf die Insel Sinhala (Ceplon, Taprobane bei den Griechen).
Diese arischen Einwanderer trafen dort bereits andere Stämme von cha-
mitischer Abkunft, welche sie in die Gebirge zersprengten oder unterjoch-
ten, indem sie sich selbst als ein edleres Volk betrachteten, wie denn auch
in ihrer Sprache Arier die „Ausgezeichneten“ bedeutet. Doch haben sie