Full text: Die Weltgeschichte. Erster Theil. Das Alterthum. (1)

272 Ole Kömer. 
blus Maximus, zum Diktator ernennen. Dieser vermied jede Feldschlacht, 
weil er Hannibals Ueberlegenheit wohl erkannte; er folgte ihm aber auf 
der Ferse nach, hinderte ihn an der Eroberung aller bedeutenderen Städte, 
erhielt die Bundesgenossen in ihrer Trene, und wenn kleine Abtheilungen 
der Feinde sich weit hinauswagten, so waren sie verloren. So hemmte 
er, der Zauderer (cunctator), den Siegeslauf des Feindes und die 
Römer gewannen wieder Vertrauen zu sich selbst. 
Nun boten sie alle Kraft auf, um den kühnen Feind durch Ueber- 
macht zu vernichten und stellten ein Heer von 86,000 Mann ins Feld. 
Die beiden Konsuln bekamen den Verwüster Italiens zu Gesichte, als 
er eben die kleine Festung Kannä, wo die Römer ihre Magazine hatten, 
plünderte. Sie mußten deßwegen aus Mangel an Lebensmitteln zurück- 
gehen oder eine Schlacht liefern; am 2. August 216 wagte sie der 
Konful Terentius Varro, welcher an diesem Tage befehligte, gegen den 
Rath seines patricischen Kollegen Paulus Aemilius. Hannibal hatte 
sein Heer so gestellt, daß der Staub, welchen der Wind von den aus- 
gedorrten Feldern (die Aernte ist dort um diese Zeit längst vorbei) 
aufwirbelte, den Römern in das Gesicht getrieben wurde. Mehr noch 
aber that seine Kriegskunst zum Verderben der Römer. Ihre Reiterei 
wurde geworfen und saß ab, um zu Fuße zu fechten; „sie überliefern 
sich mir gebunden“, rief Hannibal aus. Ihr Fußvolk griff einen Keil 
Gallier, den Hannibal vorgeschoben hatte, mit Hitze an, trieb ihn zurück 
und folgte ihm gegen den Mittelpunkt der feindlichen Schlachtordnung, 
um ihn zu sprengen; aber während die Römer in dieser Richtung mit 
aller Macht vordrangen und ihre Schlachtlinie in eine tiefe Säule ver- 
wandelten, schwenkten die beiden Flügel Hannibals mit der Reiterei 
gegen die Mitte und umklammerten so die römische Heersäule. Von 
der feindlichen Reiterei und dem Fußvolke gleichzeitig und auf allen 
Punkten angegriffen, konnten die Römer ihre Schaaren nicht entfalten 
und wurden auf einen Knäuel zusammengedrängt, der niedergemetzelt 
wurde, ohne daß er nachdrückliche Gegenwehr zu leisten vermochte. 
Nach der geringsten Angabe blieben 45,000 Römer auf dem Nlatze, 
unter ihnen der Konsul Aemilius, 80 Senatoren, 30 gewesene Konsuln, 
Prätoren und Aedilen und einige tausend Ritter. 
Und doch verzagte der Senat auch nach dieser entsetzlichen Niederlage- 
nicht; die Athener konnten nach der Schlacht von Chäronea nicht eilig genug, 
um Frieden bitten, die Römer dagegen ließen die Boten Hannibals, 
welche Friedensanträge brachten, gar nicht in die Stadt, die Gefangenen 
wurden nicht losgekauft, der Rest des geschlagenen Heeres nach Spanien 
geschickt, wo bereits zwei Scipionen mit Hannibals Bruder kämpften, 
starke Sklaven wurden in das Heer eingereiht und um die Schicksals- 
götter zu versöhnen ein gallisches und griechisches Menschenpaar lebendig.
	        
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