30 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie.
schriften und haben die Hauptschwierigkeit bereits überwunden: die Na-
men der aus der Bibel bekannten Bedränger des israelitischen Volkes,
Salmanassar und Senaharib, begegnen uns in den aus dem Schutte
gegrabenen Inschriften, in welchen diese Sultane, damals die mächtigsten
Herren der Welt, ruhmredig von ihrer Herrschaft und ihren Eroberun-=
gen erzählen und damit eine Erklärung jener Bildwerke liefern. So
ist also nach so vielen Jahrhunderten ein Augenzeuge jener Siege und
Niederlagen, von welchen uns die Bibel berichtet, gleichsam aus dem
Grabe hervorgerufen worden, damit er die Wahrheit bestätige.
Künftes Kapitel.
Pbönikien.
Von der Mündung des Cuphrat und Tigris (Pasitigris) in den
persischen Meerbusen (erythräisches Meer) wanderten (wie Herodot be-
richtet) in unbekannter Zeit die Phönikier an die Gestade des mittel-
ländischen Meeres und gründeten am Fuße des Libanon (weißen Berges,
über 8000“ hoch) die Stadt Sidon. Sidon wäre demnach eine babpylonische
Kolonie, welche in der Absicht gegründet wurde, für die große Handels-
straße von Babylon nach Vorderasien einen Ausgangspunkt am mittellän-
dischen Meere zu gewinnen (7). Es wurde im Laufe der Zeit die Mutter
anderer Städte, von denen Tyrus (nach der Angabe der Priester 2750
v. Chr. erbaut) die bedeutendste war; nach und nach besetzten die Phöni-
kier den Küstenrand Spriens vom Fuße des stufenförmig abfallenden
Libanon bis zum Vorgebirge Karmel, in einer Länge von 32 Meilen,
aber in sehr geringer Breite, höchstens 5 Meilen, wodurch sie in den
Besitz der Gebirgswaldungen kamen, welche ihnen treffliches Holz zum
Schiff= und Häuserbau lieferten. Außer Sidon und Tyrus, den
bedeutendsten ihrer 12 Städte, werden noch Berptus (Beirut),
Aradus und das auf einer Felseninsel liegende Antaradus, Byblus,
Akko, Sarepta und als jüngste Stadt Tripolis namhaft gemacht.
Diese Städte hatten mit einander einen Bund, jedoch keine gemeinschaft-
liche Regierung; in Tyrus, Sidon und Aradus werden Könige ge-
nannt, deren Gewalt erblich, aber durch Aristokratie und Priesterschaft
beschränkt war.
Handel und Gewerde der Phönikier. Kolonieen.
Die Phönikier sind bekannt als ein Handelsvolk, dessen Verkehr
zu Land und See weithin reichte; schon um 1600 v. Chr. war Sidon