Die Orduung des Reiches. 73
tiades aber, damals Typrann des thrakischen Chersones, ermunterte die
Wache haltenden Griechen aus Kleinasien dieselbe abzubrechen, was nur
Histiäus aus Milet verhinderte. So gelangte Darins zurück, nachdem
er über die Hälfte seines Heeres verloren hatte. Doch wurden Make-
donien und zum Theil Thrakien in Folge dieses Zuges von Persien ab-
hängig. Glücklicher waren die Unternehmungen seiner Feldherren im
Osten; denn dort wurden alle Länder bis an den Indus dem Könige
tributpflichtig, und so reichte das Perserreich von der Donau bis zum
Indus und vom Nil bis zum Jarartes.
Im Umfange des großen Reiches hausten jedoch manche Völker-
schaften, meistens Bergbewohner, z. B. Karduchen, Paphlagonier, Kos-
säer, Marder, Isaurier, Pisidier u. s. w., welche nur dem Namen nach
unterworfen waren und heute den „großen König“ durch Raubzüge ver-
spotteten, morgen ihm wiederum aus Beutelust Heerfolge leisteten.
Die Ordnung des Reiches.
Darius tbeilte das Reich in 20 große Satrapien (Paschaliks) ein,
deren jede von einem Satrapen (Sboitrapaiti, d. i. Herr der Provinz)
regiert wurde. Dieser batte ursprünglich nicht zugleich die militärische
Gewalt, obwohl er zu seinem Schutze mit Haustruppen umgeben wurde,
sondern die Kriegsmacht der Satrapie lag in den Städten und auf dem
Lande vertheilt und ihr Befehlshaber stand unmittelbar unter dem Kö-
nige, der durch sie die Satrapien und Satrapen im Zaume hielt. Bald
kamen die Satrapen jedoch auch in den Besitz der Kriegsmacht, hielten
Heere und umgaben sich mit einem prächtigen Hofstaate; so waren sie
in jeder Hinsicht Abbilder des großen Königs. Diesem schickte der Sa-
trape den Tribut, wie er jedem Lande auferlegt war, in Gold und Sil-
ber (Hährlich aus dem ganzen Reiche zu 13,710 euböischen Talenten
Silbers = 30 Millionen Thaler berechnet), in Kunst= und Naturerzeug-
nissen; der große König sollte von allem das Beste haben. So trank
#er z. B. nur Wasser aus dem Flusse Choaspes, Wein aus Chalpbon in
Sprien, Palästina und Aeolien lieferten ihm den Weizen, Nisibis Pferde;
andere Gegenden Oliven, Feigen, Tranben u. s. w. Im Winter wohnte
er in Babpylon, im Frühling in Susa, der Lilienstadt, im Sommer im
kühleren Ekbatana (meilenweite Trümmerhaufen beweisen auch hier die
fast unglaubliche Größe dieser untergegangenen Stadt). Persepolis galt
als die Mutterstadt der Perserkönige und hier wurden dieselben auch be-
graben. Mit dem Hose wanderte stets der ganze Hofstaat, und dieser
war so außerordentlich glänzend und zahlreich, daß der Residenzwechsel
einem Heereszuge gleichsah. Die Paläste patten eine ungeheure Aus-
dehnung; der König war nicht leicht zugänglich und stellte einen irdi-
schen Gott vor. Er speiste auf goldenem Geschirre, umgeben und be-