Die Griechen. Das Land. 77
Gebirgsabhanges eilen. Hier wohnten zu Darius Zeiten Triballer, Skor-
disker und andere Thrakier, von denen mehrere Stämme (Thrakier war
ein Name für Völker verschiedener Abstammung) den Germanen angehör-
ten. Gegen Süden zieht von dem Hämus eine Reihe von Gebirgszwei-
zen an das ägeische Meer, welches den Hebrus, Nestus, Strymon und
Arins aufnimmt, in tiefen Meerbusen in das Land eindringt und meh-
rere Halbinseln bildet (thrakischer Chersones und Chalkidike). In diesen
Gebirgen und Thälern hausten die Thrakier und vom Nestus an die
Makedonier, ein griechischer mit illpyrischen Elementen gemischter Volks-
stamm. Den Namen Illprikum behielt das Gebirgsland westlich von Ma-
kedonien, von welchem es nur durch den südlichen Ausläufer des Hämus
getrennt wird. Die Illprier wohnten in dem Gebirge bis an die Küsten
des adriatischen Meeres, das sie mit leichten und schnellen Schiffen be-
fuhren. In dem Pindus bildet das Gebirge einen Knoten, von welchem
hohe und steile Ketten gegen Osten und Westen auslaufen und unter
dem Namen der kambunischen Berge Makedonien von Thessalien, als
Pindus Thessalien von Epirus trennen, welches ohne bestimmte Grän-
zen gegen Illprien war. Thessalien und Epirus bildeten das nördliche
Griechenland; letzteres galt jedoch nicht immer als griechisches Land,
weil die Bevölkerung sich mit der illyrischen gemischt hatte. Nun gliedert
sich das Gebirge noch vielfacher, das Meer dringt in Busen und Buch-
ten immer tiefer in das Land, und in dem korinthischen und saronischen
Meerbusen nähert sich das jonische Meer dem äégeischen auf / Stun-
den. Die verschiedenen Landschaften von dem ambrakischen und malischen
Meerbusen bis zu dem korinthischen und saronischen, das eigentliche Hellas,
wurden unter Mittelgriechenland begriffen, das mit dem südlichen Theile,
dem Peloponnese, durch die Landenge des Isthmus zusammenhängt. Im
VPeloponnese steigt das Gebirge, das sich im Isthmus kaum 2000 Fuß
über die See erhebt, über 7000 Fuß an und berzweigt sich abermals
in vielen Ausläufern, während die See ihre Busen und Buchten gleich-
sam mit Eifer wiederholt, so daß die Halbinsel die Form eines Wein-
blattes erhält. Sie ist die Akropolis (Citadelle) von Griechenland, ohne
welche dieses nicht behauptet werden kann.
Weil Griechenland von so vielen Gebirgsästen durchzogen und von
so vielen Meerbusen eingeschnitten ist, so sehen seine Bewohner fast von
allen höhern Bergen den Spiegel des Meeres glänzen, aus derselben
Ursache haben aber auch alle Flüsse einen kurzen Lauf, und nicht ein
einziger ist schiffbar. Ihr Gefälle ist sehr stark, die Wassermenge sehr
verschieden; der gleiche Fluß, welcher im Sommer kaum die Kiesel seines
Bettes bedeckt, schwillt bisweilen durch die Regen im Gebirge und
regelmäßig zur Zeit der Schneeschmelze zu einem reißenden Strome an.
Ein strenger Winter herrscht in den Gebirgsgegenden, die Thäler hin-