Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

90 Das heilige römische Reich deutscher Nation. 
Karls Sohn Otto, dem er Niederlothringen übergeben hatte, starb 1005, 
zwei andere, welche ihm in der Gefangenschaft geboren wurden, fanden 
in Deutschland Asple, worin sie verschollen starben, die letzten Karolinger. 
Burgund und Normandie. 
Ebe noch die Kapetinger den westfränkischen Karolingern die Krone 
vom Haupte rissen, konnten letztere die Entstehung von drei Staaten, die 
nur dem Namen nach die Oberherrlichkeit der fränkischen Könige aner- 
kannten, nicht verhindern: 
1) Das cisjuranische Burgund (Niederburgund, Provence, arelatenstsches Reich), 
das von 879 bis 1032 dauerte. Stifter desselben war Boso, Graf 
von Vienne, Schwager Karls des Kahlen, Schwiegersohn Kaisers Lud- 
wig II.; ihn erwählten nach dem Tode Ludwigs des Stammlers die im 
Schlosse Mantala (zwischen Vienne und Valence) zusammengetretenen 
geistlichen und weltlichen Großen zum Könige von Burgund, wofür er 
sie mit Gütern und Privilegien belohnte. Er behauptete sich gegen die 
Söhne des Stammlers, sowie gegen den deutschen Karolinger Karl den 
Dicken und vererbte das neue Königreich (Provence, Dauphiné, Lyon- 
nais, Franche-Comté, Savoyen) auf Ludwig den Blinden, den wir in 
Italien eine kurze und unglückliche Kaiserrolle werden spielen sehen. 
2) Das transjuranische Burgund (Kleinburgund) 888—930. 
Als bei Karls des Dicken Absetzung (888) auch das ostfränkische 
oder deutsche Reich der Karolinger in Trümmer zu gehen schien, warf 
sich der Welfe Rudolf I. (auch nach dem Schlosse Strättlingen im Berner 
Oberlande zubenannt), der Enkel einer Tochter Ludwigs des Frommen, 
zum Könige des Landes auf, das er zwölf Jahre als Stattbalter ver- 
waltet hatte; sein Reich umfaßte die westliche Schweiz, vom Wallis bis 
an den Rhein (hier von Eglisau bis Basel); beide Burgund (nicht zu 
verwechseln mit dem Herzogthum Burgund) wurden 933 vereinigt; sie 
waren, wie man sieht, ein Theil des Reiches Lothars I. 
3) Die Normandie. 
Die Normannen suchten besonders die Westseite Frankreichs heim, 
weil ihnen dieselbe durch die Mündungen der Schelde, Somme, Seine, 
Loire und Garonne weit hinein zugänglich war und trotz aller Leiden 
der Anarchie immerhin größern Raub als Deutschland darbot, dessen 
Bevölkerung namentlich in den Küstenländern (Sachsen und Friesen.) 
eine sehr streitbare war. Seit 840 verging kein Jahr, in welchem nicht 
irgend eine Gegend von den „beidnischen Männern“ mit Raub, Mord 
und Brand geschädigt wurde; nachdem dieselben ihre festen Lager, wie
	        
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