116 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
ben an die morgenländischen Patriarchen die abendländische Kirche ver-
derblicher Gebräuche und Irrthümer. Er feierte auch wirklich den Triumph,
daß sich die Bulgaren der morgenländischen Kirche zuwandten und sich
dem Patriarchalsprengel von Konstantinopel zutheilen ließen; aber als
Bardas durch den Kaiser und dieser durch eine Verschwörung (867)
den Untergang fand, wodurch Basilius I., der Makedonier, auf den
Thron kam, ließ dieser den Photius in ein Kloster sperren und den
Ignatius wieder einsetzen. Allein auch dieser weigerte sich, Bulgarien
aus dem Metropolitanverbande mit Konstantinopel wieder zu entlassen,
und nach seinem Tode erhielt Photius abermals die Patriarchenwürde,
versammelte abermals eine Synode, verfuhr dabei wie bei seiner ersten,
ließ die Akten der allgemeinen Synode zu Konstantinopel, welche Adrian II.
(869) gehalten hatte, für ungiltig erklären und setzte derselben die Be-
schlüsse seiner Synode entgegen (880). Papst Johann VIII. verurtheilte
sie und ercommunicierte den Photius, der, abermals abgesetzt (durch Kaiser
Leo VI.), 891 starb, der eigentliche Urheber des griechischen Schisma.
Dasselbe wurde zwar nach des Photius Sturz für den Augenblick ge-
hoben, aber der Patriarch Michael Cerularius, dem Photius in jeder
Hinsicht ähnlich, schleuderte 1054 in einem Rundschreiben die gleichen
Vorwürfe gegen die abendländische Kirche, wofür er von dem Papste
ercommuniciert wurde; damit war die Trennung ausgesprochen, die seit-
dem nur vorübergehend und niemals gründlich gehoben wurde.
Die makedonische Dynastie (867—1054).
Die makedonische Dynastie, welche mit Baftlius I. 867 auf den
Thron gelangte, dauerte bis 1056 und hat den Ruhm, dem Reiche
mehrere vortreffliche Krieger gegeben zu haben. So kämpfte Nikephorus
Phokas (963—969), ein Usurpator, mit Glück gegen die Araber; Jo-
hannes Tsimiszes (969—976), der ihn stürzte, unterwarf die Bulgaren,
die unter ihrem König Simeon (# 888) das halbe Reich verwüstet
hatten, und schlug die Russen bei Silistria; Basilius II. (976—1025)
bezwang durch einen furchtbaren Krieg, in welchem er 15,000 gefangene
Bulgaren blenden ließ und ihrem Anführer oder König Samuel zu-
rückschickte, 1018 die aufgestandenen Bulgaren abermals und nöthigte
auch die Kroaten und Serben zur Huldigung; Konstantin IX. Mono-
machus (1034—1054), unter welchem das Schisma dauernd wurde,
schlug einen Angriff des russischen Großfürsten Jaroslaw auf Konstanti-
nopel zurück (1043) und behauptete gegen die Petschenegen, welche bald
darauf von den Kumanen überwältigt wurden, wenigstens den größten
Theil der Nordgränze. Der Kampf gegen die Mohammedaner ruhte
zwar selten, war aber bei weitem nicht mehr so gefährlich wie unter