Deutschland wird ein Wahlreich. Konrad von Fritzlar. 117
den ersten Chalifen, da das Chalifenreich selbst in eine Menge Staaten,
die sich gegenseitig befehdeten, zerfallen war.
Siebentes Kapitel.
Deutschland wird ein Wahlreith.
Aonrabd von Frislar (911—918).
Die weltlichen und geistlichen Großen.
Die weltlichen Großen in Deutschland waren ganz geneigt, nach
dem Aussterben der deutschen Karolinger (von den französischen wollten
nur wenige Herren etwas wissen) keinen König über sich zu setzen,
sondern ihre Gewalt selbstständig zu behaupten und auf jede Weise
zu mehren. Aber die Bischöfe waren damit nicht einverstanden; die
Spaltung Deutschlands in lauter unabhängige Staaten sagte dem dyna-
stischen Interesse der Großen zu, nicht aber dem der Kirche; denn die
kirchlichen Würden vererbten sich nicht, und die Kirche bedurfte eines
Schirmherrn gegen dynastische Uebergriffe. Daher entschloßen sich endlich
die Herren der vier deutschen Hauptstämme: Sachsen, Franken, Schwa-
ben (Alemannen) und Baper, Deutschland ein Oberhaupt zu geben,
und erwählten den Rheinfranken Konrad von Fritzlar zum Könige, der
von mütterlicher Seite her dem Hause der Karolinger angehörte. Nun
wurde es auch offenbar, wie Deutschlands Verfassung, welche es durch
Karl den Großen erhalten, unter seinen Nachfolgern gänzlich verändert
worden war. Karl hatte die Herzogthümer der einzelnen Volksstämme
abgeschafft, wo er sie noch vorfand; jetzt aber haben sich überall neue
Herzogthümer gebildet, in Sachsen, in Bayern, in Lothringen, in Ale-
mannien, und nicht einer dieser Herzoge will dem Könige gehorchen,
dessen ganze Regierungszeit mit Kämpfen gegen dieselben ausgefüllt ist,
die selten zu des Königs Vortheile ausschlagen; überdies fielen 913,
915 und 917 die Ungarn ein und drangen das letztemal bis Loth-
ringen vor.
Konrad l. sucht vergeblich die Reichseinheit herzustellen. Die deut-
schen Herzoge.
Der Herzog Reginar von Lothringen hatte sich Karl dem Einfäl-
tigen von Frankreich unterworfen und es gelang Konrad nicht, die
westliche Vormauer Deutschlands wieder zu gewinnen.
Von dem Sachsenherzoge Heinrich verlangte der König die Her-
ausgabe dessen, was er sich von dem königlichen Gute angeeignet hatte,