Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

118 Das heilige römische Reich deutscher Nation. 
doch Heinrich wollte sich nicht dazu verstehen; als König Konrad gegen 
ihn zog, rief er den Franzosenkönig um Hilfe an und huldigte diesem 
als seinem Oberherrn. Konrad belagerte ihn in Grona, mußte aber 
die Belagerung aufheben, als sich ein französisches Heer näherte. 
Den Herzog Arnulf von Bayern vertrieb er zwar mehr als einmal 
aus dem Lande, allein dieser kam immer wieder und behauptete sich bis 
zu Konrads Tod. 
In Alemannien warfen sich Burkart und Adalbert, die Herren von 
Rhätien, zu alemannischen Herzogen auf, wurden jedoch von den Großen 
ermordet. Allein die Ruhe war damit keineswegs hergestellt; denn die 
königlichen Kammerboten, die Verwandten der Ermordeten, Erchanger 
und Berthold, geriethen in Streit mit Bischof Salomo von Konstanz, 
dem sie die Schenkungen vorenthielten, welche der König aus seinem 
Gute ihm gemacht hatte und führten ihn sogar gefangen auf eine 
ihrer Burgen. Zwar wurde er bald befreit, die Kammerboten selbst 
gefangen und mit Verbannung bestraft, indessen scheinen sie bald wieder 
zurückgekehrt zu sein; denn schon 915 verbündet sich mit ihnen Burkart, 
des ermordeten Burkart Sohn, der aus Italien zurückgekehrt war, und 
bei Wahlwies im Hegau schlugen sie das königliche Heer, worauf sich 
Erchanger Herzog von Alemannien nannte. Erchanger und Berthold 
geriethen wieder in Haft und wurden enthauptet (816); Burkart aber 
trotzte weiter, nannte sich selbst Herzog und vertheidigte sich dergestalt, 
daß ihn noch Konrad anerkannte. Der König bewog seinen Bruder 
Eberhard auf dem Sterbebette (918), nicht selbst die Krone behaupten 
zu wollen, sondern sie dem Sachsenherzoge zu überbringen, als dem 
einzigen Manne in Deutschland, der Macht genug besäße, demselben 
wieder Ruhe und Ordnung zu geben. 
So sind demnach die Herzogthümer in Deutschland gegründet, auf 
welchen die Königsmacht ruhen sollte, wie bei einem Gebäude das alles 
schirmende Dach auf den Mauern. Ein Herzog empfing von dem Könige 
als Zeichen der Belehnung mit seiner Würde einen Speer und eine Fahne. 
Die Herzoge vertraten ihre Mannen vor dem Gerichte des Königs; in 
ihrem Lande selbst waren sie die obersten Richter, die Anführer ihrer 
Leute im Kriege, die Wächter über die allgemeine Sicherheit. Sie übten 
das Münzrecht und waren meistens auch Grafen und zwar von mehreren 
Gauen zugleich. 
Als Nachfolger der Sendgrafen und Kammerboten erscheinen nun 
neben den Herzogen die Pfalzgrafen, welche die Reichsjustiz üben und 
die königlichen Einkünfte verwalten sollten; viele dieser Befugnisse 
gingen aber auf die Herzoge über. Die Erblichkeit der herzoglichen 
Würde war allerdings nicht gesetzlich ausgesprochen, bestand aber tbat- 
sächlich; denn welcher Herzog ließ seinem Geschlechte nicht die Nachfolge
	        
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