Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

Heinrich I., der Wiederhersteller des Reichs. 119 
zusichern, und welcher König war wohl in der Lage, diesem Ansuchen 
nicht zu entsprechen? Unter Konrad und dessen nächsten Nachfolgern 
wurden auch die Grafenlehen erblich, was wesentlich beitrug, die Zahl 
der gemeinen Freien, die sich durch die Stürme der Zeit gerettet hatten, 
noch mehr zu verringern, so daß sie in vielen Gegenden ganz ver- 
schwanden. 
Heinrich I. (918— 936), der Wiederhersteller des MUriche. 
Heinrich wurde eigentlich durch den sterbenden Konrad und dessen 
edlen Bruder Eberhard ernannt und nicht förmlich gewählt; die Ver- 
bindung des Sachsen= und Frankenstammes reichte aber hin, Heinrichen 
allgemeine Anerkennung zu erzwingen, um so mehr, als die geistlichen 
Fürsten für ihn waren. 
Zuerst zog er gegen Herzog Burkart von Schwaben, wie jetzt 
Alemannien fortan heißt; dieser hatte den König von Burgund, Ru- 
dolf II., bei Oberwinterthur geschlagen und sich dann mit ihm gegen 
Heinrich verbunden; doch unterwarf er sich, als ihm der König die Be- 
stätigung in seiner Würde zusagte. 
Ebenso Herzog Arnulf von Bayern; diesem mußte Heinrich sogar 
das Recht lassen, die Bisthümer in Bayern zu besetzen, welches Recht 
sonst nur Könige ausübten, so lange und wo die Kirche das Recht der 
freien Wahl nicht üben konnte. 
Lothringen brachte er an Deutschland zurück; König Karl von 
Frankreich kam zwar mit Heeresmacht an den Rhein, wurde aber bei 
Pfeddersheim unweit Worms (922) geschlagen und ging an die Seine 
zurück. Als dann in Frankreich Thronstreitigkeiten ausbrachen, bekam 
Heinrich Gelegenheit, seine Unternehmungen vollends auszuführen; 924 
mußte sich Herzog Giselbert von Lothringen, der gerne Frankreich gegen 
Deutschland und Deutschland gegen Frankreich benutzt hätte, unterwerfen, 
und Lothringen blieb nun deutsch durch volle 700 Jahre. 
Heinrich I. besiegt die Normannen, Slaven und Ungarn. Schlacht 
bei Merseburg (933). 
Die Ungarn suchten Deutschland noch immer heim; 926 kamen sie 
bis nach Schwaben, verbrannten St. Gallen, verheerten das Elsaß und 
fanden, also scheint es wenigstens, in Burgund den Untergang. Heinrich 
machte mit ihnen auf neun Jahre für Sachsen und Thüringen Frieden 
und bielt es nicht für schimpflich einen jährlichen Tribut zu bezahlen, 
weil er die so erkaufte Frist zum künftigen Empfange des Feindes be- 
nutzte. Während dieser Zeit gründete er in Sachsen und Thüringen 
manche Burg und ließ viele wohlgelegene Dörfer ummauern, die mit 
der Zeit zu Städten anwuchsen, in denen sich ein neuer Stand, der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.