124 Das beilige römische Reich deutscher Nation.
Lothringen in zwei Herzogthümer getheilt (954).
Im folgenden Jahre unterwarf sich auch Konrad, dessen Herzog-
thum Lothringen Otto in Ober= und Niederlothrigen theilte; das erste
verlieh er seinem Vetter, dem Grafen Friedrich von Bar, das andere
verwaltete fortan Ottos Bruder, der treffliche Erzbischof Bruno von
Köln.
Die Ungarnschlacht auf dem Lechfelde (10. Aug. 955).
Im Jahre 955 kamen die Ungarn nach Süddeutschland mit ein em so
großen Heere, daß sie prahlten: „entweder muß der Himmel einfallen
und uns erschlagen, oder die Erde sich aufthun und uns verschlingen,
weiter fürchten wir nichts, und unsere Rosse sollen die deutschen Flüsse
aussaufen.“ Mit gewohnter Schnelligkeit drangen sie bis Augsburg
vor und ängstigten die Stadt, als Otto mit dem Reichsheere zum Ent-
satze anrückte. Die Nachhut desselben, die Böhmen und Schwaben,
wurde am 9. August von einem Theile des ungarischen Heeres, der
oberhalb Augsburg über die Wertach gesetzt hatte, so rasch überfallen,
daß die Böhmen das Gepäck des Reichsheeres im Stiche ließen und die
Schwaben zu weichen begannen. Da schickte ihnen Otto den Herzog
Konrad mit den Franken zu Hilfe, der durch einen stürmischen Angriff
den Feind in die Flucht trieb und das Gepäcke mit dem gefangenen
Trosse befreite.
Am folgenden Tage, 10. August, sollte die Hauptschlacht geliefert
werden. Das Heer bereitete sich auf dieselbe mit Gebet und Fasten vor
und Otto gelobte, dem Heiligen des Tages, St. Laurentius, zu Ehren
in Merseburg ein Bisthum zu gründen und den königlichen Palast da-
selbst als Kirche ausbauen zu lassen. Am Morgen des 10. August führte
er das Heer, das ungefähr 40,000 Mann stark und in 8 Schaaren ge-
theilt war, gegen den 100,000 Mann starken Feind. Otto befand sich mit
der fünften Schaar und dem Reichspanner des hl. Michael in der Mitte
und eröffnete die Schlacht. Im Anfang waren die Ungarn durch ihre
Peilsalven im Vortheil, als aber Mann gegen Mann mit der blanken
Waffe focht, schlugen die Deutschen Roß und Reiter nieder und ver-
tilgten die Feinde wie zwei Jahrhunderte früher bei Tours. Am folgen-
den Tage erstürmte Otto das ungarische Lager und trieb den Rest des
Feindes in wilde Flucht. Nur wenige Ungarn entkamen in die Heimatb,
denn was von dem Schlachtfelde entrann, wurde auf der Flucht von
dem Landvolke niedergemacht. Auf deutscher Seite waren die Bischefe
von Eichstädt und Regensburg geblieben, und Konrad, Ottos Schwieger-
sobn, der seinen Verrath durch Tapferkeit sühnen wollte, tödtete ein
Pfeil, als er den Helm lüftete. Von dieser Zeit an fielen die Ungarn