136 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
theilweise welsch war) und warf Heinrichen vor, daß es die deutschen
Könige widerrechtlich an sich gerissen hätten. Das leugnete Heinrich
und forderte den König zum Zweikampf, um ihre Ansprüche auszufechten;
aber der französische König machte sich in der Nacht davon und wollte
Lothringen auch nicht mit Heeresmacht dem deutschen Könige abgewinnen.
Den unruhigen Herzog von Oberlothringen, Gottfried, welcher durch
seinen Aufstand zu dieser französischen Einmischung Anlaß gegeben hatte,
setzte Heinrich III. endlich ab und verlieh dem elsäßischen Grafen Gerhard
(1048) das Herzogthum, das dessen Nachkommen erst im achtzehnten
Jahrhundert an Frankreich verloren.
Kriege gegen Ungarn (1043; 1050; 1053).
Auch mit den Ungarn wurde Heinrich III. in Krieg verwickelt, wozu
sich bei der Unbestimmtheit der Gränzen zwischen der Ostmark und Un-
garn leicht Veranlassung fand. In Ungarn hatte das Christenthum bereits
Eingang gefunden; schon Herzog Geisa (972—997) war durch seine
Gemahlin Sarolta demselben günstig gestimmt worden, sein Sohn Ste-
phan der Heilige (997—1038) aber befahl allen heidnischen Ungarn,
sich taufen zu lassen. Eine Empörung dämpfte er mit Waffengewalt,
gründete Bisthümer, Kirchen, Klöster und Hospitäler, theilte Ungarn in
Komitate und führte eine Gerichtsordnung ein; dafür erhielt er durch
Kaiser und Papst die königliche Krone (1000). Er eroberte Sieben-
bürgen (1002) und schlug (1003) die Bulgaren und Petschenegen zu-
rück. Mit Otto III. und Heinrich II., dessen fromme Schwester Gisela
seine Gemahlin war, lebte er auf dem freundschaftlichsten Fuße, dagegen
ließ er eine Gesandtschaft Konrads lI. nach Konstantinopel aus Miß-
trauen nicht durch sein Land ziehen, worüber es zu einem kurzen und
nichts entscheidenden Kriege kam. Stephans Neffe und Nachfolger, Peter,
wurde vertrieben und von dem Markgrafen Albrecht von Oesterreich auf-
genommen, was einen Einfall der Ungarn und einen Feldzug des Kaisers
gegen sie zur Folge hatte. Heinrich III. erzwang (1043) den Frieden
und die Abtretung des Landstrichs bis zur Leitha; aber schon im folgen-
den Jahre entbrannte der Krieg aufs neue, ein großer Sieg an der
Raab öffnete dem Kaiser den Weg nach Stuhlweißenburg, wo der wie-
der eingesetzte König Peter ihm als Oberherrn huldigte. Doch Peter
wurde abermals gestürzt und Andreas I., ein Enkel von einem Bruder
Stephans des Heiligen, erhoben; zwei neue Feldzüge (1050 und 1053)
zeigten indessen dem Kaiser, daß er eine Oberherrschaft über Ungarn
nicht zu behaupten vermöge, daher er den von Papst Leo IX. vermittel-
ten Frieden annahm.
In Ungarn folgten aber noch viele Jahre einheimischer Kriege, bis
Ladislaus I. (latinisiert aus dem sflavischen Wladislaw) die Herrschaft