Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

144 Das heilige römische Reich deutscher Nation. 
Als aber Heinrich nach Sachsen kam und seine geliebte Harzburg 
nicht opfern wollte, brachen die Sachsen abermals los, zerstörten die 
Burg und die Kirche sammt den kaiserlichen Grabstätten und erbitterten 
durch dies Uebermaß ihres Hasses die Süddeutschen. Den Fürsten 
derselben war es ohnedies gar nicht geheuer; sie hatten mit den Sachsen 
und Thüringern in Gerstungen die Absetzung Heinrichs verabredet, dar- 
auf hatten dieselben einen Frieden für sich geschlossen, in diesem nur für 
sich gesorgt und die süddeutschen Herren der Rache Heinrichs überlassen, 
die gewiß nicht ausgeblieben wäre. Daß er nicht unmächtig sei, hatte 
er bereits bewiesen; zudem nahm die Gährung in den Städten zu, die 
Kölner verjagten ihren Erzbischof Anno sammt dem Adel, und selbst das 
Landvolk scheint in Spannung gewesen zu sein. Daher war diesen 
Herren Heinrichs Aufruf zum Kriege gegen die friedensbrüchigen Sachsen 
fast willkommen; sie wollten sich nicht nur Verzeihung erkämpfen, son- 
dern sie wußten auch, daß sie durch ihre Theilnahme an dem Kriege die 
Friedensbedingungen in ihre Gewalt bekommen würden. Daher zogen 
Rudolf, Berthold, Welf, Dietrich von Oberlothringen und Gozzilo von 
Niederlothringen (Heinrich III. hatte Lothringen, welches Konrad II. ver- 
einigt hatte, abermals getheilt) mit Heinrich 1075 gegen die Sachsen. 
Den 9. Juni kam es bei Hohenburg an der Unstrut (unweit Langen- 
salza) zur Schlacht; durch das Ungestüm der Schwaben wurden die 
Sachsen und Thüringer überrascht und gleich Anfangs in Unordnung 
gebracht; sie schlugen sich aber dennoch so tapfer, daß alte Kriegsmänner 
versicherten, noch nie solchen Schwertklang gehört zu haben; aber ihre 
Reihen wurden durchbrochen, die Herren eilten auf ihren Rossen fort, 
während das Fußvolk niedergehauen wurde; 8000 Mann kostete die 
Sachsen ihre Niederlage. 
Nun entstand unter ihnen selbst große Entzweiung; die gemeinen 
Sachsen beschuldigten die Herren, daß sie von ihnen, die doch den Krieg 
angefangen hätten, im Stiche gelassen worden seien, und es fehlte nicht 
viel, so hätte der Krieg gegen den König in einen Krieg gegen den 
Adel umgeschlagen. Als daher Heinrich im Herbste noch einmal in 
Sachsen einrückte, suchten die Herren Unterhandlungen; Heinrich ver- 
sicherte, er verlange nur wegen der Ehre der Krone die unbedingte 
Unterwerfung der Sachsen und Thüringer, und auf dies hin verpfän- 
deten die süddeutschen Herren den sächsischen und thüringischen ihr Wort, 
daß sie der König begnadigen werde, wenn seiner Ehre genug gescheben 
sei. Da übergaben sich Sachsen und Thüringer auf dem Felde zwischen 
Hohenebra und Niederspier dem Könige. Aber Heinrich war nicht ge- 
meint, seinen Sieg so wenig zu benutzen, und noch weniger kümmerte 
er sich um die Klage der süddeutschen Herren, daß er sie zu Lügnern 
mache. Er stellte alle seine Burgen wieder her, bebielt die Edelleute
	        
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