Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

150 Oas heilige römische Reich deutscher Nation. 
Reichenau; von den Grafengeschlechtern: Nellenburg, Hohenstaufen, Lenz- 
burg, Achalm, Buchhorn, Gingen, Lechsgmünd. 
Die deutschen Städte. Die alemannischen Bauern. 
In ganz Deutschland erklärten sich aber die Städte für den König; 
sie benutzten den Krieg ihrer Herren gegen den König dazu, um von 
diesem Erweiterung ihrer Rechte sich urkunden zu lassen; es war ja be- 
reits die Politik von Heinrichs Großvater Konrad gewesen, sich der 
Städte gegen die hohe Aristokratie zu bedienen. Im alten Alemannien 
ging Heinrich noch weiter; er bewaffnete 12,000 Bauern und schickte 
sie gegen seine hochgestellten Feinde, was diese so erbitterte, daß Berthold 
von Zähringen die gefangenen Bauern verstümmeln ließ. Die Bewaff- 
nung der Bauern war allerdings ein sehr gefährliches Beispiel; daß die 
sächsischen Gemeinen sich nach der Schlacht an der Unstrut nur unwillig 
der Rache an ihrem Adel enthielten, ist oben gesagt worden, im obern 
Alemannien aber hatten sich die Bauern kaum hundert Jahre früher gegen 
die geistlichen und weltlichen Herren förmlich empört und waren nur 
mit Mühe überwunden worden, Beweis genug, daß der Stoff zu einem 
Kriege der Gemeinen gegen die Herren vorhanden war; daß Heinrich 
ihn nicht vollständig in Flammen setzte, daran hinderte ihn einmal die 
Rücksicht, die er auf seine vornehmen Anhänger zu nehmen hatte, und 
sodann war er eine zu despotische Natur, als daß er eine Revolution 
von unten auf hätte machen können; die Unterdrückung der hohen Aristo- 
kratie war Erbpolitik seines Hauses, damit war aber keineswegs eine 
Erhebung der niedern Stände gemeint, sondern man ließ diese nur ge- 
legentlich gegen den hohen Adel los, weil dieser sich unmittelbar neben 
der Königsmacht behaupten wollte. Was alles Heinrich einem Könige 
den Bauern gegenüber für erlaubt hielt, hatte er hinlänglich durch seinen 
Burgenbau und seine ganze Wirthschaft in Sachsen bewiesen. 
Das Kriegsglück schwankte; Heinrich verlor die Schlachten bei Mel- 
richsstadt 1078, bei Flarchheim 1080, und am 15. Oktober desselben 
Jahres die an der Elster unweit Zeitz; doch alle diese Schlachten bin- 
derten ihn nur an seinen Unternehmungen gegen Norddeutschland, beug- 
ten ihn aber nicht, denn in Schwaben und am Rhein behauptete er die 
Oberhand. 
Ueberspannung der päpstlichen Ansprüche. 
An der Elster blieb der Gegenkönig Rudolf, nachdem ihn kaum 
vorher der Papst anerkannt hatte. Die Anerkennung geschab in einer 
Weise (mit der auch andere Handlungen des Papstes übereinstimmten), 
daß daraus hervorging, er wolle das deutsche Königreich zu einem päpst- 
lichen Lehen machen, wie es Neapel, Dalmatien und Kroatien bereits
	        
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