152 Das hellige römische Reich deutscher Nation.
und das Unrecht gehaßt, darum sterbe ich im Elende.“ (Dilexi justitiam
et odi iniquitatem; propterea morior in exilio.) Von ihm war aber
in der That für die gerechte Sache, die Freiheit der Kirche, der Sieg
erfochten worden; denn die Besten aller Nationen hatten die Gerechtig-
keit dieser Forderung anerkannt und hielten an ihr fest, wie sehr sich
auch alle Dinge verwirrten. Gregors Nachfolger war Viktor III., der
nach fünfzehn Monaten starb, worauf Urban II. gewählt wurde. Ihm
gelang es, den Herzog Welf V. (den Dicken) mit der verwittweten
Mathilde zu vermählen (1089), so daß die dem Kaiser feindliche Macht
in Italien und Deutschland Zusammenhang bekam. Nun griff Heinrich
die Gräfin Mathilde mit Nachdruck an, wurde aber durch die Empörung
seines ältesten Sohnes Konrad wieder abgezogen; denn diesen hatten die
Lombarden bewogen, sich zum Gegenkönig aufzuwerfen. Er hatte jedoch
wenig Glück; die Lombarden bekamen des immer geldbedürftigen Königs
satt und er starb 1101 in Verachtung. Papst Urban II. starb 1099,
der Gegenpapst Klemens 1100, und der Kaiser schien anfangs geneigt,
sich mit dem rechtmäßigen Papste Paschal II. auszusöhnen, erhob aber
bald darauf wieder einen Gegenpapst. Denn er hatte in Deutschland
die Oberhand gewonnen; die Ehe der Mathilde und des Welf dauerte
nur bis 1095 und endete in vollem Unfrieden; nun traten die Welfen
wieder auf die Partei des Kaisers, und ihnen folgte Berthold von Zäh-
ringen, der unabhängiger Herzog wurde und die mittlere und westliche
Schweiz bekam, während Friedrich von Hohenstaufen Herzog von dem
noch übrigen Stücke Schwabens blieb.
Verrath des Kaisersohnes Heinrich.
Deutschland ermüdete allmählig, und obwohl Heinrich sich mit Pa-
schal II. nicht versöhnte, kam doch 1103 ein allgemeiner Landfriede zu
Stande. Aber schon im Jahre 1104 empörte sich Heinrichs jüngerer
gleichnamiger Sohn, trotz dem, daß er seinem Vater eidlich Treue gelobt
hatte. Ohne Zweifel gedachte der junge Mensch auf diese Weise die
Krone für sich zu retten, da unter Heinrich IV. an keine Versöhnung
mit der Kirche zu denken war. Das folgende Jahr lockte er seinen Vater
auf die Burg Beckelheim bei Kreuznach und nahm ihn gefangen, obwohl
er abermals mit Eiden gelobt hatte, in keiner Weise die Person seines
Vaters und Königs anzutasten. Ein Reichstag zu Mainz setzte Hein-
rich IV. ab, sein Sohn nahm ihm alles Gut, bielt ihn gefangen und
behandelte ihn so hart, daß er sich weder baden noch den Bart abnehmen
durfte. Es gelang dem alten Manne zwar seiner Haft zu entrinnen,
er kam nach Lüttich, brachte wieder ein Heer zusammen, starb aber den
7. August 1106, als eben eine Schlacht bei Aachen unvermeidlich schien.
Sein Sarg blieb einige Zeit auf einer Maasinsel stehen, und ein Ein-