154 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
was von dem Erbe Reichslehen sei. Heinrich erhob nun einen Gegen-
papst nach dem andern, bemächtigte sich Roms und zwang Kalirtus U.
zur Flucht nach Frankreich. Aber alle christlichen Bölker anerkannten den
rechtmäßigen Papst, die deutschen Bischöfe waren dem Kaiser ebeuso
wenig zu Willen und vermittelten endlich zwischen Kaiser und Papfst den
Frieden.
Das Wormser Konkordat (1122).
Am 23. September 1122 kam das Wormser Konkordat oder der
kalirtinische Friede zu Stande, der bestimmte: „Der Kaiser übergibt
Gott, dem heiligen Petrus und der katholischen Kirche jede Belehnung
mit Ring und Stab, gestattet der Geistlichkeit in allen Theilen des Reiches
freie Wahl, der Erwählte aber empfängt durch das Zeichen des Scepters,
mit Ausnahme alles dessen, was der Kirche zusteht, die Regalien (Reichs-
lehen) und leistet davon dem Kaiser, was ihm zusteht.“
Die Kirche hatte demnach die Wahlfreihbeit errungen, dem Kaiser
aber war das Recht der Belehnung mit den Reichslehen geblieben, die
geistlichen Fürstenthümer waren keine von ihm unabhängige Staaten ge-
worden. Die Wahlfreiheit der Kirche bewährte sich bald glänzend; eine
Reihe großer Männer erscheinen als Würdeträger der Kirche; ein neues
Leben erwacht in dieser, Wissenschaft und Kunst nehmen einen ungeahnten
Aufschwung; die Geistlichkeit ist der ehrenvollste Stand und macht sich
solcher Stellung durch Anstrengungen und Leistungen würdig; denn was
Großes geschieht oder Schönes sich entwickelt, geschieht entweder gerade-
zu durch Geistliche oder durch ihre Veranlassung und Mitwirkung.
Kaiser Heinrich V. starb am 23. Mai 1125 in Utrecht ohne Nach-
kommenschaft; seine Güter erbten auf die Hohenstaufen, deren Geschlecht
im Kampfe für Heinrich IV. und V. emporgekommen war.
Elstee Kapilel.
Der erste Kreuzzug.
Die Cuũrken.
Zu gleicher Zeit, als Gregor VII. und seine Nachfolger die Frei-
heit der Kirche errangen und die deutschen Fürsten die Königsmacht zu
zerbrechen suchten, wurde ein Krieg gepredigt, an welchem die Streiter
aller Parteien Theil nahmen, ein Versöhnungskrieg der christlichen Welt,
der Kreuzzug zu der Eroberung des heiligen Landes. Es war nämlich
in dem Reiche der Moslemin eine große Veränderung vorgegangen: