Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

170 Das heilige römische Reich deutscher Nation. 
streng, besonders auf Antreiben der italienischen Feinde Mailands, der 
von ihm mißhandelten Städte. Die Stadt sollte bis auf die Kirchen 
auf den Grund niedergerissen und die Bürger in vier offenen Orten 
angesiedelt werden (1162). 
Des Katsers Stellung zu dem Panste. 
Schon mit Adrian IV. gerieth der Kaiser in die gespanntesten Ver- 
hältnisse; denn er bekümmerte sich offenbar um das Wormserkonkordat 
nicht und besetzte die wichtigsten Bisthümer selbst, und ebenso wenig 
wollte er ein Recht des Papstes, die Kaiserkrone zu verleihen, anerken- 
nen. Als der päßpstliche Gesandte, Kardinal Roland, darauf beharrte, 
die Kaiserkrone sei päpstliches benelicium (im Latein des Mittelalters 
doppelsinnig: Gabe oder Lehen), wollte Otto von Wittelsbach ihm den 
Kopf spalten, und der Briefwechsel des Kaisers und des Papstes wurde 
in sehr bitterem Tone geführt. Der Papst beharrte auf seinem Krö- 
nungsrechte, und in der That war der Papst seit Karl dem Großen 
Oberherr der Stadt Rom und mußte schon deßwegen ein Wort dabei 
zu sagen haben, wer der römische Kaiser, der Schutzherr der Stadt, sein 
solle. Außerdem war aber die Krönung eine religiöse Handlung, eine 
Weihe, und der Papst konnte nun doch wohl nicht gezwungen werden, 
sedesmal den mächtigsten Herrn zu weihen, der mit Heeresmacht nach 
Rom kam; so hätte auch Attila Kaiser werden können. Der Kaiser 
sollte der oberste Schirmherr der Kirche sein; konnte nun das Oberhaupt 
der Kirche gezwungen werden, jedesmal den Mächtigsten als Schirmherrn 
anzuerkennen und zu weihen? Da war kein Ausweg; entweder aner- 
kannten die Kaiser das Recht des Papstes hinsichtlich der Krönung und 
dann durften sie sich an dem benelicium nicht stoßen, oder sie aner- 
kannten dieses Recht nicht und dann durften sie auch die Krone nicht 
von dem Papste empfangen, sondern mußten den Kaisertitel aus eigener 
Macht annehmen und zusehen, wie weit ihr Eisenrecht auf Weltherrschaft 
reiche. Friedrich wollte weder das eine, noch das andere; die päßpstliche 
Weihe hatte in der Christenheit eine viel zu hohe Geltung, als daß er 
derselben hätte entbehren können, und dazu war er ein gläubiger Christ, 
aber seine Vorstellung von der kaiserlichen Macht war der Art, daß er 
den Papst als derselben untergeordnet betrachtete; „wo das Schwert 
des Kaisers hintrifft, da soll auch der Bann des Papstes hintreffen“, 
sagte Friedrich, oder mit anderen Worten: das kaiserliche Machtgebot 
soll auch durch die Kirchengewalt unterstützt werden. Durch seine An- 
wendung des römischen Rechtes auf Italien, von wo es sich den Weg 
nach Deutschland bald geöffnet hatte, durch die Unterordnung der Kirche 
unter den Kaiser war Friedrich auf dem geraden Wege, die Despotie 
der römischen Cäsaren wieder herzustellen. Im Jahre 1804 hat ein
	        
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