Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

174 Das heilige römische Reich deutscher Nation. 
ihm den Eid der Treue und überließen ihm einige Regalien; was aber 
die Hauptsache war, der Kaiser anerkannte ihren Bund und damit ihre 
thatsächliche Unabhängigkeit. 
Heinrich der Löwe bestraft (1181). Zersplitterung des Welfenreichs. 
Noch war der Friede mit den Lombarden nicht geschlossen, als den 
stolzen Welfen die Strafe für seinen Abfall ereilte. Dieser hatte große 
Plaͤne in sich getragen; Bayern und Sachsen besaß er, Oesterreich hoffte 
er zu gewinnen, die in Norddeutschland wohnenden Slaven hatte er 
größtentheils unterjocht und Mecklenburg und Pommern seinem Reiche 
einverleibt; er wollte neben dem königlichen Deutschland ein eigenes 
Reich gründen, nicht der Schildhalter des Königs sein, und sicher hätte 
er nur auf einen günstigen Augenblick gewartet um den König selbst zu 
stürzen. Heinrich machte sich aber durch seine Gewaltthätigkeit viele 
Feinde, und als der Kaiser aus Italien zurückkam, verklagten sie ihn 
bei demselben und fanden geneigtes Gehör. Dreimal lud ihn Fried- 
rich I. vor das Reichsgericht, aber Heinrich blieb aus und suchte die 
schwäbischen Grafen zur Empörung zu reizen. Da schtete ihn Fried- 
rich (1180) und erklärte ihn seiner beiden Herzogthümer verlustig. 
Die Feinde des Löwen griffen nun zu, allein dieser vertheidigte sich 
tapfer, bis der Kaiser selbst gegen ihn zu Felde zog. Jetzt fiel einer 
seiner Vasallen nach dem anderen von ihm ab, er selbst wurde in Stade 
enge eingeschlossen und ergab sich an den Kaiser. In Erfurt fiel er 
ihm zu Füßen; Friedrich wurde einen Augenblick erschüttert, folgte 
aber dann doch nicht seinem Herzen, sondern seinem Verstande. Von 
Heinrichs großem Reiche blieben ihm nur seine Allode Braunschweig und 
Lüneburg. 
Die Wittelsbacher in Bayern. Die Askanter. Aschersleben in Sachsen. 
Herzogthum Pommern. 
Das Herzogthum Baypern erhielt Otto von Wittelsbach, des Kaisers 
treuer Waffengefährte, doch wurde der Umfang des Herzogthums beden- 
tend geschmälert. 
Das eigentliche Herzogthum Sachsen hörte auf, den Herzogstitel 
aber bekam Bernhard von Aschersleben, Sohn Albrechts des Bären; 
dieses Sachsen blieb auf Wittenberg und Lauenburg beschränkt; der Erz- 
bischof von Köln wurde Herzog von Engern und Westfalen; die wendischen 
Fürsten Bogislav und Kasimir wurden Herzoge von Pommern, Lübeck 
und Regensburg Reichsstädte. So zersplitterte Friedrich die Welfenmacht, 
ohne deßwegen ein anderes Haus zu heben. 
Heinrich mußte Deutschland auf drei Jahre verlassen und begab sich
	        
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