Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

176 Das heilige römische Keich deutscher Nation. 
Diese Heirath erschreckte den Papst nicht wenig, denn sie enthüllte 
die Gesinnungen Friedrichs gegen den päpstlichen Stuhl sehr deutlich: 
er wollte denselben in die Mitte nehmen und zur Ergebung an den 
Kaiser zwingen. Auch in Deutschland bekümmerte sich letzterer um den 
venetianischen Frieden nicht im mindesten; seine Macht war aber so groß, 
sein Ansehen bei dem Volke so allvermögend, daß die deutschen Bischsfe 
den Papst (Lucius III.) selber baten, er möge es ja mit dem Kaiser 
nur auf dem Wege der Güte versuchen. So hoch stand Friedrich, seit 
Heinrich der Löwe gestürzt war. 
Vierzehntes Kapitel. 
Dritter Kreuzzug (1189—1192), 
Sultan Saladin rrobert Terusalem (1187). 
Es war Friedrich nicht gegönnt, seine alten Tage in Deutschland 
zu verleben und sein Werk, Erbebung der Kaisermacht über jede Schranke, 
weiter zu fördern; denn durch ganz Europa scholl die Schreckensbot- 
schaft: Jerusalem ist in die Hände der Türken gefallen. Der türkische 
Eroberer von Edessa, Nureddin, stürzte durch seinen Feldherrn, den 
Kurden Saladin, 1168 das fatimidische Chalifat in Aegppten, konnte 
aber nicht verhindern, daß Saladin sich unabhängig machte und eine 
eigene Dvnastie gründete (Ejubiden, nach Saladins Vater Ejub genannt). 
Dieser bekriegte das Königreich Jerusalem, anfangs mit schlechtem Er- 
folge, denn 1177 wurde er bei Ramla, unweit Askalon, von König 
Balduin IV. gänzlich geschlagen, dagegen gelang ihm die Eroberung der 
sprischen Emirate und eines Theils von Arabien, während die Christen 
in Palästina und Antiochien einander durch Verrätherei und Gehässigkeit 
verfolgten. Der Fürst Raynald von Antiochia, ein Vasall des Königs 
von Jerusalen, brach den mit Saladin geschlossenen Waffenstillstand, 
indem er eine Karawane Mekkapilger überfiel, worauf Saladin rasch in 
Palästina einrückte. Am 4. Juli 1187 schlug er die Christen vollständig 
in der Schlacht bei Hittin, unweit Tiberias; der König selbst, Veit 
(Guido) von Lusignan, wurde gefangen, und im Oktober fiel das wehr- 
lose Jerusalem in Saladins Hände; edler als ehedem die Kreuzfahrer 
ließ er jeden Christen gegen ein bestimmtes Lösegeld abziehen, und die 
es nicht aufbringen konnten, entließ er unentgeltlich. Den Christen 
blieb nur Tyrus, Tripolis und Tortosa;z Sidon, Beirut, selbst das 
starke Ptolemais (Akre) fielen Saladin fast ohne Widerstand in die Hände, 
ein Beweis, wie sehr die morgenländischen Christen heruntergekommen 
waren.
	        
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