180 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
des Königs erfuhr, forderte er den Gefangenen für sich, weil nur der
Kaiser einen König gefangen halten dürfe, und ließ ihn nicht eher
los, als bis England jene fast unerschwingliche Summe bezahlt hatte
(Februar 1194); den größten Theil derselben behielt er für sich,
gab jedoch auch den deutschen Fürsten davon, die ihren Theil gerne
annahmen.
Auch den Kaiser von Konstantinopel zwang er zu einem Tribute
von 1600 Pfunden Goldes, indem er auf die ehemaligen Eroberungen
der Normannen in Griechenland Ansprüche erhob. Seinen Sohn Fried-
rich, geboren 26. Dezember 1194, ließ er im Jahre 1196 zum deutschen
Könige wählen und machte nicht das mindeste Hehl daraus, daß er
Deutschland zu einem Erbreiche zu machen gedenke.
Der Papst hatte ihn zwar gebannt, weil Heinrich in Neapel so
schrecklich verfabren war und von einem Lehensverhältniß zu dem Panste
nichts wissen wollte, aber Heinrich bekümmerte sich um den Bann so
wenig, daß er Geistliche schlagen und verstümmeln ließ, wenn sie für
den Papst zu sprechen wagten. Der Gefürchtete starb bereits den 26.
September 1197, erst 32 Jahre alt.
Steyermark mit Oesterreich verbunden (1192).
Heinrich VI. hatte nach dem Tode des Herzogs Ottokar von
Stepermark dessen Verwandten, Herzog Leopold VI. von Oesterreich,
mit dem erledigten Herzogthume belehnt (1192); dasselbe hat seinen
Namen von Steper an der Enns, einer Gründung der Traungauer
Grafen (890), welche ihre Besitzungen bis an die Raab erweitert
batten.
Philipp (1198—1208) und Oiio IV. (1198—1208) Gegenkaiser.
Nach Heinrichs VI. Tod parteite sich ganz Deutschland; die hohen-
stausische Partei wählte Heinrichs Bruder, den sanften Philipp, zum
Könige, der erst annahm, als er die Krone seinem Neffen nicht erhalten
konnte (März 1198); die Feinde der Hohenstaufen erhoben Otto, Hein-
richs des Löwen Sohn (Mai 1198). Otto hatte die Unterstützung des
Papstes für sich, Pbilipp die Schätze des verstorbenen Heinrich. Mit
11,000 Mark Silbers hatte er den Herzog Berthold von Zähringen,
den die Fürsten zuerst wählen wollten, zum Rücktritte bewogen, und mit
dem gleichen Mittel hielt er andere Herren auf seiner Seite und ge-
wann neue. Otto verbündete sich mit dem Könige von England, seinem
Vetter, Philipp mit dem Könige von Frankreich, der mit jenem im
Kampfe lag. Der Krieg wüthete zehn Jahre lang, besonders in Nord-
deutschland, und allmählig gewann Philipp die Oberhand; er bezwang
den Landgrafen Hermann von Thüringen; Ottos Bruder Heinrich, Erz-