Der sogenannte vierte oder lateinische Kreuzzug. Der Doge Dandolo. 181
bischof Adolf von Köln und Herzog Johann von Brabant gingen zu
Plilipp über (1204), der sich nun noch einmal wählen ließ. Durch
den Verrath Herzog Heinrichs von Limburg verlor Otto die Schlacht
bei Wassenberg; doch unterstützten die Fürsten auch den König Philipp
nicht und schienen zuseben zu wollen, wie das hohenstaufische und wel-
fische Haus sich gegenseitig zu Grunde richteten. Philipp wurde den 21.
Juli 1208 durch einen Otto von Wittelsbach ermordet, den er vielleicht
beleidigt hatte, vielleicht war dieser auch das Werkzeug einiger ver-
schworener Großen.
Ouo IV. (1208—1212).
Nun war Otto unbestritten König und verlobte sich Beatrir, eine
Tochter seines Gegners. Hierauf machte er seinen Römerzug und wurde
von dem Papste gekrönt, nachdem er die Rechte des päpstlichen Stuhles
beschworen hatte. Aber er brach sein Wort fast augenblicklich. Ueber
Neapel und Sieilien herrschte nämlich der Knabe Friedrich, Sohn Hein-
richs VI.; nach dem Tode seines Vaters wollten dessen deutsche Statt-
halter das Königreich theilen, wie einst Aleranders des Großen Feld-
berren, oder sich wenigstens tüchtige Stücke als Lehen herausschneiden.
Das duldete aber Papst Innocenz III. nicht, denn er war Oberlehens-
herr von Neapel und Sicilien und wollte das Reich nicht zerstückeln, zu
dessen Gründung seine Vorfahren so viel beigetragen hatten. Er nahm
deßwegen den jungen Friedrich unter seinen mächtigen Schutz und er-
hielt ihn bei seinem Erbe. Diesen päpflichen Schützling nun griff Kaiser
Otto IV. an, obwohl er dem Papste gelobt hatte, es nicht zu thunz auch
sonst verfuhr Otto nicht anders, als je ein Gegner des Papstes gethan
hatte, und wollte noch weniger als Friedrich I. das Eigenthum der Kirche
gewährleisten; nach mancher Warnung bannte der Papst den Kaiser (1210).
Der sogenaunte vierte oder lateinische Krenzzug (1202—1204).
Ver Voge Dandolo.
Während Philipps und Ottos Streit um den Thron Deutschland
verwüstete, bewog der begeisterte Kreuzprediger Fulko von Neuilly auf
einem Turniere zu Escy eine große Anzahl französischer Herren zu
einem Kreuzzuge. Sie wollten sich in Venedig einschiffen und schloßen
mit dieser Republik einen Vertrag wegen der Ueberfahrt und des Pro-
viants ab; als sie aber bezahlen sollten, brachten sie die bedungene
Summe nicht zur Hälfte auf. Diesen Umstand benutzten die Venetianer,
welche der 93jährige, fast erblindete, aber geistig ungeschwächte Doge
Heinrich Dandolo leitete, um sich der Kreuzfahrer für ihre handels-
politischen Interessen zu bedienen. Die französischen Ritter fanden den