Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

Kaiser Friedrich II. 185 
ders auch dadurch, daß er von dem Kron= oder Reichsgute und dem 
hohenstaufischen Familienbesitze reichlich unter seine Anhänger austheilte, 
wie er denn überhaupt mit dem Reichsgute, mit Privilegien u. s. w. 
mehr als freigebig schaltete. 
Sein Gegner Otto benahm sich um so unkluger, indem er 1214 mit 
einem schönen Heere gegen den mit Friedrich II. verbündeten Franzosen- 
könig in's Feld rückte zu Gunsten seines englischen Vetters; allein den 
27. Juli 1214 wurde er bei Bouvines im Hennegau vollständig ge- 
schlagen und verlor den letzten Schimmer von Ansehen. Friedrich ließ 
ihn darum ruhig in seinen Erblanden sitzen, wo er 1218 starb. 
Friedrich mehr Italiener als Deutscher. 
Friedrich selbst wurde 1215 in Aachen als deutscher König gekrönt, 
wiederholte hier feierlich sein Versprechen wegen der Trennung seines 
ererbten sicilischen Reiches und gelobte ebenso feierlich einen Kreuzzug. 
Er blieb bis 1220 in Deutschland und erließ den geistlichen Fürsten 
noch vollends, was die Kaiser bisher bei der Belehnung und dem Ab- 
sterben eines geistlichen Fürsten zu beziehen hatten. Dabei zeigte es sich 
bereits, daß er nicht halten werde, was er wegen Sicilien versprochen 
hatte; denn insgeheim warb er für seinen Sohn Heinrich um die 
deutsche Königskrone, da diesem doch nur die sicilische bestimmt war. 
Friedrich setzte es auch wirklich durch, daß Heinrich König von Deutsch- 
land wurde, während er selbst sein südliches Königreich für sich bebielt; 
denn dieses liebte er vorzüglich, und seine ganze Politik von 1220 an 
beweist, daß er Deutschland als Nebenland betrachtete, Italien aber als 
Hauptland, die Herrschaft über ganz Italien zu erringen, war das Ziel, 
das er mit dem Aufgebote aller Kraft zu erreichen suchte. Der Papst 
Honorius III. (Innocenz III. war 1216 gestorben) gab sich alle Mühe, 
Friedrich in Güte zu dem versprochenen Kreuzzuge zu bewegen; wirklich 
versprach dieser das eine= um das anderemal, und jedesmal feierlicher 
— namentlich bei seiner Krönung zum Kaiser im November 1220, ebenso 
1225, wo er sich selbst dem Banne verfallen erklärte, wenn er binnen 
zwei Jahren den Kreuzzug nicht unternehmen würde —, in nächster 
Zeit nach Palästina zu segeln, fand aber immer Gelegenheit, die Nicht- 
erfüllung zu entschuldigen. 
Es war ihm auch mehr darum zu thun, die Königsmacht in Sici- 
lien und Neapel zu befestigen, als Jerusalem aus den Händen der Un- 
gläubigen zu befreien. Er ging da denselben Weg, den die französischen 
Könige einschlugen; er zog die königlichen Güter an sich, statt sie als 
Lehen auszutheilen, schenkte auch nicht eine Hufe Landes an Klöster und 
Stifte, setzte trotzige oder verdächtige Adelige gefangen und baute in den 
großen Städten Burgen, von welchen aus er Unruhen, die in den
	        
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