Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

Verfall und Sturz des ofigothischen Reichs. 9 
Totilas 541—552. 
Belisar wurde jedoch von dem mißtrauischen Justinian I. nach 
Konstantinopel berufen, wohin er den gefangenen Witiges und viele 
vornehme Gothen mitführte; er ärntete abermals von Kaiser und Volk 
großen Preis als Besieger der Barbaren und erhielt den Oberbefehl 
des Heeres, welches in Asien gegen die Perser focht. Seine Abwesenheit 
aber verlieh den Gothen neuen Muth; sie erwählten einen ihrer Anführer, 
Ildebald, zum Könige, der jedoch durch Privatrache ermordet wurde, und 
der Rugier Erarich, der sich zum König aufwarf, wurde nach 7 Monaten 
als Verräther getödtet. 
Endlich fanden sie in Totilas (541) den rechten Mannz; dieser 
schlug die Byzantiner bei Faenza und Mucella unweit Florenz und er- 
oberte bis 544 außer Rom und Ravenna ganz Italien wieder. Jetzt 
erschien Belisar zum zweitenmal auf dem Schauplatze, allein Justinian 
hatte ihm so wenig Streitkräfte und Geldmittel zur Verfügung gestellt, 
daß er den Totilas nicht an der Belagerung und Einnahme Roms zu 
hindern vermochte (17. Dec. 546). Weil der Gothe der Einwohner- 
schaft nicht trauen konnte, so wollte er keine Besatzung zurücklassen, die 
Stadt aber zu einem unhaltbaren Platze machen; darum ließ er die 
Mauern streckenweise niederreißen und war im Begriffe das Grabmal 
Hadrians (jetzt die Engelsburg) und die großen antiken Gebäude zu 
schleifen, welche als Burgen dienen konnten; er verschonte sie aber, als 
ihn Belisar durch Abgesandte bat, nicht die großen Werke des größten 
Kriegsvolkes, der alten Römer, zu zerstören. Nach Totilas Abzug (547) 
besetzte Belisar augenblicklich Rom und baute, so gut es in der Eile ge- 
schehen mochte, die niedergerissenen Mauern wieder auf, wozu besonders 
die antiken Gebäude wegen ihrer zubehauenen Steine das Material 
hergeben mußten. Der kaiserliche Feldherr erhielt jedoch auch ferner 
von seinem Herrn so wenig Unterstützung, daß er den Fortschritten des 
Totilas keine Schranken setzen konnte; dieser nahm und verschonte Rom 
abermals, eroberte selbst Sardinien und Korsika und wurde an der Be- 
setzung Siciliens nur durch eine stärkere griechische Flotte gehindert. 
Belisar hatte (548) die erbetene Abberufung erhalten, statt seiner 
schickte Justinian I. aber den Verschnittenen Narses, dem er traute, mit 
einem starken Heere (wie alle byzantinischen bestand es aus geworbenen 
Germanen, Slaven, Awaren, Saracenen 2c.; den Kern bildeten Longo- 
barden und Heruler) und hinlänglichen Geldmitteln nach Italien. Narses 
besiegte (552) bei Taginä in der Nähe von Gubbio (Iguvium) den 
Totilas hauptsächlich durch seine 8000 Bogenschützen.
	        
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