Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

Ludwig VI., VII. Philipp August. Ludwig VIII. Ludwig der Heillige. 207 
gehörte, nöthigte den Grafen Raymund von Toulouse zum Frieden, in 
welchem dieser nicht nur den größten Theil seines Landes an die Krone 
abtreten, sondern auch für den Rest seine Tochter zur Erbin einsetzen 
mußte, welche mit dem Grafen von Poitou, dem Bruder des Königs, 
vermählt war (dieser Theil der Grafschaft Toulouse fiel 1271 an die 
Krone); so war demnach die Herrschaft des Königs von Frankreich bis 
an das Mittelmeer vorgerückt. 
tudwig der Heilige (1226—1270). 
Bei Ludwigs VIII. Tod war sein Sohn Ludwig IX. (1226 bis 
1270) erst 11 Jahre alt; für ihn führte während seiner Minderjährig- 
keit seine kluge Mutter, Blanka von Kastilien, die Regentschaft. Damals 
hätten sich die Großen gerne an das Staatsruder gedrängt, aber Blanka 
bielt sie davon zurück, und Ludwig IX. selbst erlaubte denselben keine 
Art von Huldigung, die irgend den Anschein haben konnte, als bedürfe 
die Thronfolge zu ihrer Giltigkeit der Anerkennung von Seiten der 
großen Vasallen; ebenso vermied er bei der Einsetzung königlicher Be- 
amten alles, was den Anschein geben konnte, als sei deren Würde ein 
Lehen. Den Staatshaushalt ordnete er musterhaft und sein Hofhalt 
zeigte ebenso wenig Geiz als Verschwendung; durch seine Sorge für die 
Rechtspflege erwarb er sich dankbare Verehrung seiner Unterthanen, denn 
er gab treffliche Gesetze (Etablissement de St. Louis), schritt gegen 
die Bestechlichkeit der Richter ein, schuf ein Appellationsgericht, dem er 
gewöhnlich selbst präsidierte, verbot die gerichtlichen Zweikämpfe und 
ebenso die Privatfehden; er hielt mit der Kirche einen treuen Frieden, 
obwohl er den königlichen Rechten nicht das mindeste vergab (Sanctio 
pragmatica von 1269). Seine tiefe Religiosität war die Ursache, daß 
er, obwohl persönlich tapfer und der Kriegführung wohl kundig, den 
Frieden so lange aufrecht erhielt, als es ihm nur möglich war. So 
besiegte er 1242 an der Charente den König Heinrich III. von England, 
als derselbe den rebellischen Grafen der Marche unterstützte, schloß aber 
bereitwillig Waffenstillstand und zuletzt einen Frieden, in welchem er dem 
englischen Könige Limousin, Perigord, Agenois, Quercy und einen Theil 
von Saintonge zurückgab; auch mit Aragonien legte er einen Streit 
wegen Besitzungen in Südfrankreich durch einen billigen Vergleich bei. 
Das königliche Haus von Aragonien hatte nämlich vor den Albigenser- 
kriegen durch Heirath und Kauf sein Gebiet jenseits der Pyrenden bis 
gegen die Alpen hin ausgebreitet, 1167 die Oberprovence erheirathet, 
und dieser Zweig der aragonischen Dynastie erwarb auf die gleiche Weise 
1196 auch die Niederprovence (oder die Grafschaft Forkalquier); diese 
beiden Länder kamen 1246 an die französische Dynastie, indem Lud- 
wigs IX. Bruder, Karl von Anjon, die Erbtochter Beatrixr heirathete.
	        
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