Das longobardische Reich in Itallen. 11
nach Italien ausgezogen wären, denn sie kannten Italien sehr wohl und
waren ein sehr kriegerisches Volk suevischen Stammes, das sich schon zu
Armins Zeiten, als es noch zu beiden Seiten der untern Elbe wohnte,
furchtbar gemacht hatte.
Im 5. Jahrhundert hatten sie ihre Wohnsitze in Oberungarn nörd-
lich von der Donau, besiegten um 500 die Heruler, verstärkten 551 das
Heer, mit welchem Narses Italien eroberte, und vernichteten (566) unter
König Alboin, einem vielbesungenen Helden, das Reich der Gepiden,
das sich von der Theiß bis zur Moldau ausdehnte. Alboin erschlug
deren König Kunimund und nahm Rosamunda, die Tochter desselben,
zum Weibe; den Schädel des Schwiegervaters ließ er in Silber fassen
und trank aus ihm bei festlichen Gelagen. Das türkische Volk der
Awaren hatte ihn gegen die Gepiden unterstützt; zum Danke überließ er
ihnen Ungarn, als er im Frühfahr 568 mit seinen Longobarden und
20,000 sächsischen Familien nach Italien aufbrach. Er eroberte den
größten Theil Ober= und Mittelitaliens mit leichter Mühe, nur Pavia,
welches Residenz der longobardischen Könige wurde, und Mailand fielen
erst nach langem Widerstande.
Das Erarchat.
Weder Alboin noch dessen Nachfolger eroberten Italien gänzlich,
weil es ihnen an einer Flotte fehlte, der Kaiser in Byzanz behauptete
die Halbinsel Istrien, die venetianischen Inseln, das Küstenland von
Ravenna bis Ankona (dies ging zuletzt doch verloren), den römischen
Ducatus, deßgleichen den Ducatus von Neapel mit den kleineren Ge-
bieten von Amalfi, Kajeta und Sorrent, den ligurischen Ducatus mit
der Hauptstadt Genua, endlich die Inseln Korsika, Sardinien, Malta
und Sicilien. Das griechisch-römische Gebiet am adriatischen Meere
mit Rom hieß das Erarchat im weitesten Sinne des Wortes; im engeren
Sinne bezeichnete man damit den Küstenstrich von Ravenna bis Ankona
(die heutige Romagna); Rimini, Pesaro, Fano, Sinigaglia und Ankona
begriff man insbesondere unter dem Namen Pentapolis.
Albolns Tod.
Alboin kam durch die Rache seines Weibes um; berauscht zwang
er sie aus dem Schädel ihres Vaters zu trinken, wofür sie ihn durch
einen Edelmann, Helmig, im Bette ermorden ließ, nachdem sie vorher
sein Schlachtschwert auf die Seite geschafft hatte (573)). Sie heirathete
den Helmig, mußte aber mit ihm vor der Rache der Longobarden zu
dem griechischen Exarchen Longinus nach Ravenna flüchten, dem sie bald
ihre Hand und die Schätze Alboins antrug. Dieser ging darauf ein
und Rosamunda reichte dem Helmig einen Becher vergifteten Weinsz;