218 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
Die Deutschritter begannen unter dem vierten Hochmeister Hermann
von Salza, den Friedrich lI. in den Reichsfürstenstand erhob (1226),
die Eroberung des heidnischen Preußen und vollendeten sie nach 53jäb-
rigem blutigem Kriege; sie errichteten eine blühende Herrschaft, und ein
ebenfalls geistlicher Ritterorden, die Schwertbrüder, gestiftet 1202 in
Livland, der sich mit ihnen vereinigte (1237), unterwarf Eshland,
Livland und Kurland; so wurden die Ostseeküsten christlich und deutsch.
Durch die Schlacht von Tannenberg 1410, welche der Deutschorden
gegen die Polen verlor, gerieth er unter polnische Oberlehensherrlich-
keit, und 1525 machte der Großmeister Albrecht von Brandenburg
Preußen zu einem Erblande, indem er sich der Reformation anschloß;
Livland und Kurland gingen im 18. Jahrhundert an RNußland ver-
loren; auch hier hatte die Ritterschaft die Reformation angenommes
und aus den Ordenslehen Erbgüter gemacht. Im anderen Deutschland
dauerte der Deutschorden, dessen Hauptsitz später Mergentheim war,
bis 1809, wo ihn Napoleon zertrümmerte und die Stücke an seine
deutschen Bundesgenossen vertheilte. (Nur in Oesterreich bat sich der
Orden erhalten.)
Die Burgen.
Eine solche hervorragende Stellung hatte der Adel eingenommen
und bildete allbereits eine förmliche Kriegerkaste; dieser Erbebung über
das unfreie Volk und den nicht ritterbürtigen Städter entsprechend
gründete er auch seine Wohnsitze. Er verließ den Thalboden, wo die
Hütte des Bauern stand und das Ackerfeld sich ausbreitete, und baute
auf Felsgipfel, Bergspitzen, schroffe Anhöhen, wo sich ihm der Feind
kaum nahen konnte. Denn die meisten Burgen waren schwer zugänglich
und falls sie nicht durch ihre Lage isoliert waren, so schnitt ein tiefer
und breiter Graben die unmittelbare Verbindung ab.
Eine solche alte Burg war anfänglich ein großer, oft 80 Fuß
hober, viereckiger Thurm, dessen Seiten 30—40 Fuß und darüber
maßen. Die Mauern waren aus Bruchsteinen aufgeführt, die man selten
oder nie glatt zuhieb, wie wir es bei römischen Bauresten sehen, sondern
man begnügte sich, die obere und untere Fläche glatt zu meißeln, und
ließ der Außenseite eine bauchige Wölbung. Die Dicke der Mauern
wechselt von 8—18 Fuß. Ein solcher Burgthurm hatte kein Thor,
sondern nur eine Thüre, groß genug um einen . Mann einzulassen, und
selbst diese Thüre war nicht zu ebener Erde, sondern in einer Höhe von
15—40 Fuß; von außen führte eine hölzerne Treppe hinauf, die leicht
hinweggenommen werden konnte. Im untern Stockwerke befand sich die
Küche, wo die Mägde in großen Wandschränken ihre Schlafstellen hatten.
Im zweiten Stocke war die Wohnung der Herrschaft und ihre Schlaf-