12 Das Christenthum unter den Germanen und Slaven.
er hatte ihn jedoch nur zur Hälfte geleert, als er den Frevel des Weibes
merkte und sie mit gezücktem Schwerte zwang den Rest des Tranks zu
leeren; so schickten sich beide in die Ewigkeit.
Anarchie.
Nach Alboin wählten die Longobarden den Kleph zum HKenige,
welcher schon nach 18 Monaten von einem Sklaven ermordet wurde.
Hierauf blieben sie zehn Jahre ohne König, während ibre 35 Herzoge
(von Turin, Trient und Friaul bis Benevent) auf eigene Faust ihr
Gebiet auf Kosten der Byzantiner vergrößerten und über Italien aber-
mals alle Gräuel der Verwüstung brachten. Die Longobarden nannten
sich arianische Christen, waren aber ganze oder halbe Heiden und an
Wildheit fast den Vandalen gleich. Sie nahmen von Grund und
Boden so viel sie für zureichend bielten und verlangten dazu noch ein
Drittheil der Feldfrüchte, welche die Römer bauten; es war för diese
ein Glück, daß die Sachsen wieder heimzogen, als die Longobarden sie
nicht nach sächsischem Rechte, sondern nur nach longobardischem leben
lassen wollten.
Authari (584—590)0 und Cheodolinde.
Als sich die Longobarden in Folge der unter ihnen herrschenden
Anarchie von den Franken und den Griechen (Oströmern, Byzantinern)
bedroht sahen, erinnerten sie sich des Schicksales der Ostgothen und
wählten Klephs Sohn Authari zum Könige, der von 584—590 herrschte.
Dieser stellte Ruhe und Ordnung wieder her und drang siegreich bis an
die Meerenge von Mesuna vor. Er vermählte sich mit der baperischen
Herzogstochter Theodolinde, einer hochsinnigen Frau, die auf Authari,
sowie auf dessen Nachfolger Agilulf, ihren zweiten Gemahl, und Adel-
wald, ihren und Autharis Sohn, großen und wohlthätigen Einfluß aus-
übte. Durch sie gewann der katholische Glaube wenn auch nicht den
vollständigen Sieg über den Arianismus, doch Eingang bei dem longo-
bardischen Volke, so daß dasselbe allmählig zur Kirche zurückkehrte, ob-
wohl noch mehr als ein arianischer König herrschte.
Nothari 636—652.
Die Gesetze der Longobarden.
Ein solcher war auch Rothari (in der Heldensage König Rother,
636—652), welcher zuerst die Gesetze der Longobarden sammelte und
aufschreiben ließ; dieses Gesetzbuch ist unter den alten germanischen das
vollständigste und mildeste, ein Beweis, daß sich die Sitten der Longo-
barden sehr gebessert hatten. Dazu trug ihre Bekehrung zum katbo-