Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

Dle Gegenkönige Friedrich von Oesterreich und Ludwig von Bapern. 255 
Palast (7. September 1303). Nach dreitägiger Gefangenschaft wurde 
Bonifacius durch einen Volksaufstand befreit; er eilte nach Rom, sah 
sich aber auch hier von Feinden umgarnt und wie ein Gefangener be- 
bandelt; solchen Leiden unterlag der Greis den 11. Oktober. 
Verlegung des päpstlichen Stuhles nach Avignon (1308). 
Nach seinem Tode vereinigten sich die Kardinäle auf Benedikt Xl., 
der seine Erhebung nur einige Monate überlebte, und dann setzte König 
Milipp (1305) die Wahl des Erzbischofs von Bordeaux durch, der sich 
Klemens V. nannte und dem Könige ganz zu Willen war; Nogarct 
und Kolonna wurden von den Kirchenstrafen befreit, welche Benedikt Xl. 
über sie verhängt hatte, der König durfte fünf Jahre lang den Zehnten 
von allem Kirchengute in Frankreich erheben und der Payst selbst blieb 
(1308) in Frankreich zu Avignon; so hatten die Franzesen den päpst- 
lichen Stuhl in ihr eigenes Land versetzt, was der Kirche unberechen- 
baren Schaden brachte (der Aufenthalt der Päpste zu Avignon, das so- 
genannte babylonische Eril, dauerte bis 1377). Dieser Klemens V. 
half auch dem Könige zur Vernichtung des Tempelordens (1314), im 
gleichen Jahre aber starben Papst und König, was das Volk als ein 
Gottesgericht ansah. 
Ludwig im Banne (1324—1347). 
Klemens V. Nachfolger, Johann XXII., nahm das Reichsvikariat 
über Italien in Anspruch während der Erledigung des Kaiserthrones 
und übertrug dasselbe dem Könige Robert von Neapel. Ludwig erhob 
als deutscher König Einsprache und unterstützte die Ghibellinen in Ober- 
italien mit Nachdruck; Johann XXII. lud ihn dafür nach Avignon vor, 
und als Ludwig nicht erschien und an ein Koncil appellierte (1323), 
belegte er ihn mit dem Banne (1324), das Land mit dem Interdikte 
und wollte einen französischen Prinzen auf den deutschen Thron bringen. 
Nun zog Ludwig (1327) nach Italien, wo er an den Ghibellinen nach- 
haltige Unterstützung zu finden hoffte. In den meisten italienischen 
Städten hatte nämlich die Demokratie bereits in die Tyrannei (im grie- 
chischen Sinne) umgeschlagen; in Mailand herrschte die Familie der Vis- 
konti, in Verona und den andern später venetianischen Städten herrsch- 
ten Skaligheri (de la Skala), in Mantua die Buonakossi u. s. w. Diese 
Herren schaarten sich um Ludwig, als er mit einem kleinen Heere er- 
schien; er wurde in Mailand gekrönt, worauf er die Viskonti stürzte 
und die republikanische Verfassung wieder herstellte; er verkaufte als- 
dann die Vogtei über Pisa an Kastruccio von Lukka, mit dessen Unter- 
stützung es ihm möglich wurde, nach dem anarchischen Rom vorzudringen. 
Hier ließ er sich 1328 den 17. Januar zum Kaiser krönen, setzte den
	        
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