Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

Die Arbeiten des Koncils zur Reformation 2c. Der Hussitenkrieg. 289 
Wahl traf den Kardinal Otto Kolonna (11. November 1417), der sich 
Martin V. nannte. Er bestätigte von den früheren Entscheidungen des 
Koncils nur die gegen die Häresteen und erklärte die Berufung von 
dem Papste an ein allgemeines Kencil für unzulässig. In seinem Rk- 
formationsentwurfe entsprach der Papst besonders einigen Wünschen der 
deutschen Nation: die Zahl der Kardinäle wurde auf 24 festgesetzt, in 
welche eine verhältnißmäßige Anzahl aus andern Nationen aufgenommen 
werden sollte; es wurden die Fälle bestimmt, in welchen der Papst für 
die Besetzung der vakanten Aemter zu sorgen und die Anzahl, welche 
er an und für sich zu besetzen habe; kein Kloster, keine Kathedral= oder 
Parochialkirche sollte einem Kardinal als Kommende übergeben werden 
können; Simonie, Veräußerung der Kirchengüter, Abwesenheit der Prä- 
laten von ihrem Sitzee wurden verboten; die Annaten (das Einkommen 
des ersten Jahres) wurden als päpstliches Einkommen beibehalten; da- 
gegen sollte kein Zehnten auf den Klerus umgelegt werden können, 
außer in einer Angelegenheit, welche die ganze Küche betreffen würde. 
Weitere Bestimmungen wurden den Konkordaten für die einzelnen Na- 
tionen vorbehalten. 
Am 22. April 1418 schloß der Papst das Koncil; dem Kaiser Si- 
gismund gestattete er den Zehnten von allem deutschen Kirchengute auf 
ein Jahr, damit er für seine Auslagen einigen Ersatz habe. Sigismund 
war in Italien, in Spanien, in Frankreich und England gewesen und 
man kann in der That seinen Eifer für die Herstellung des kirchlichen 
Friedens nur loben, obwohl er sich in allen Ländern durch seine Eitel- 
keit lächerlich machte und sich in ungeheure Schulden steckte, zu deren 
Bezahlung er nicht immer die gewissenhaftesten Mittel anwandte. 
Der Hussitenkrieg (1419—1435). 
Als Huß aus Böhmen nach Konstanz abreiste, woher er nie mehr 
zurückkehren sollte, dauerte die von ihm hervorgerufene Gährung unge- 
mindert fort;z ein gewisser Jakobellus von Mies theilte bereits 1414 
das Abendmahl in zweierlei Gestalt aus und die Anhänger Hussens 
ahmten dies nach, obwohl er selbst diese Feier nur vorzog, ohne die 
kirchliche zu verwerfen und die Seinigen ermahnte, um den Kelch bitt- 
weise einzukommen. 
Die Nachricht von seinem Tode versetzte ganz Böhmen in Aufregung 
und der böhmische Adel schickte dem Koncil ein Schreiben voll von Vor- 
würfen; die Böhmen blieben bei Hussens Lehre und machten den Kelch 
(sub utraque forma, das Abendmahl in beiderlei Gestalt, daher Utra- 
quisten) zu ihrem Glaubenszeichen. Das Koncil gebot Unterdrückung der 
Irrlehren, der päpstliche Legat mußte aber Prag verlassen, und als er 
in Slan gegen die Hussiten einschritt und zwei verbrennen ließ, erhob 
Bumüller, Mittelalter. 19
	        
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