294 Deutschland und Italien sinken.
Hinko Krussina. Der Adel und die Prager bildeten eine vierte Partei;
sie bestanden auf den Prager Artikeln, besonders auf dem Kelche und
hießen die Utraquisten; Sigmund Koribut figurirte als ihr König. Alle
vier Parteien kamen nur in der Feindschaft gegen die benachbarten katho-
lischen Länder überein, welche sie Philistea, Idumea, Moab, Ammon
u. s. w. betitelten und vom gelobten Lande, Böhmen, aus in die Wette
verheerten. Den 16. Juli 1426 erlitten die Sachsen und Thüringer bei
Außig eine entsetzliche Niederlage; auch Mähren fiel wieder in die Ge-
walt der Hussiten, und im Winter verheerten sie Schlesien, Oesterreich
und die Lausitz. Im Frühjahr geriethen die Taboriten an die Prager,
belagerten aber die Stadt vergebens und als die Kunde von einem
neuen Reichskriege gegen Böhmen eintraf, versöhnten sich die Parteien
und die Prager schickten den Koribut wieder nach Polen. Unterdessen
war der Herzog von Sachsen bis Mies vorgedrungen, das er belagerte;
als aber der geschorene Prokop herbeieilte, liefen die Sachsen davon
und als sie auf zwei andere deutsche Heerhaufen stießen, liefen diese
mit; die Hussiten machten etwa 10,000 der Fliehenden nieder; die aus
Schlesien und der Lausitz eingedrungenen Schaaren retteten sich über die
Gränze, und Herzog Albrecht von Oesterreich fand es unter solchen Um-
ständen nicht gerathen anzugreifen. Die Flucht von Mies geschab den
21. Juli 1427. Schon im November hielten die Deutschen wieder
Reichstag wegen eines neuen Hussitenkrieges, brachten es aber nicht
weiter als zu einer Hussitensteuer und neuen Reichstagen. Sigismund
unterhandelte mit dem großen Prokop, in Prag wurden die Horebiten
niedergehauen, die Waisen wollten Krieg und 1428 verwüsteten die Hus-
siten aller Parteien die Lausitz und Schlesien, Mähren, Oesterreich, Ober-
bavern, Oberpfalz und Ungarn. Im folgenden Jahre fiel der große
Prokop mit einem starken Heere in Sachsen ein, verwüstete es bis Magde-
burg, ging über die Elbe, suchte Brandenburg heim und kehrte über die
Niederlausitz zurück. Im Januar 1430 fiel er mit 70,000 Mann aber-
mals in Sachsen ein und schlug den Kurfürsten bei Grimma. Das
Hauptheer drang gegen den Main vor; Mord und Flammen bezeich-
neten seinen Weg; Franken, Bayern und die Pfalz zitterten; Hof,
Kulmbach, Baireuth, Wunsiedel, Nürnberg, Bamberg, Sulzbach, Am-
berg u. a. kauften sich um 45,000 Gulden von dem Besuche der Hus-
siten los. Prokop verbrannte auf diesem Zuge 100 Städte und Burgen,
1400 Dörfer, und führte seinen Raub auf 3000 Wagen nach Böhmen.
Heimgekehrt brach er bald zu einem ähnlichen Zuge nach Mähren auf,
und in der zweiten Hälfte des Jahres wurde noch Schlesien heimgesucht.
Im Jahre 1431 kam ein neuer Kreuzkrieg gegen die entsetzlichen
Hussiten zu Stande, zu welchem die Juden Kopf für Kopf einen Gul-
den hatten steuern müssen. Das Reichsheer hatte strenge Kriegsartikel: