296 Deutschland und Italien sinken.
Schlacht bei dem Dorfe Hrzib unweit Böhmischbrod, in welcher die bei-
den Prokope fielen. Die Kalirtiner hatten zwar noch manche Schaar
niederzukämpfen, gewannen jedoch nach und nach die meisten Taboriten
durch Unterhandlungen, und 1435 wurde Sigismund von den Böhmen
und Mähren als König anerkannt. Ohne Nachwehen jedoch konnte ein
solcher politisch-religiöser Sturm wie der hussitische nicht sein; Böhmen
blieb ein Herd der Unruhe und wir werden es noch einmal das Zcichen
zu einem großen Kampfe geben sehen.
Hrandenburg an die Hohenzollern (1415).
Kaiser Sigismund trug zwar zu der Kaiserkrone noch vier Königs-
kronen Cdie deutsche, lombardische, ungarische und böhmische), war aber
beständig in Geldverlegenheit. Schon 1410 schuldete er dem Burggrafen
von Nürnberg, dem klugen Hohenzollern Friedrich, 100,000 fl.; dazu
kamen bald neue 50,000 fl. und 1415 wieder 150,000 fl. In Kon-
stanz nun belehnte Sigismund für so viel Geld seinen Freund, den
Burggrafen, mit der Mark Brandenburg und der Kurwürde; so kam
das Geschlecht der Hohenzollern plötzlich in die Vorderreihe der deut-
schen Fürsten.
Der Dteutschorden verliert die Schlacht von Cannenberg an die Polen (1410).
Gleichzeitig wurde Polen eine für Deutschland furchtbare Macht,
obwohl die königliche Gewalt und durch sie die Einheit des Reichs sich
in diesem großen Slavenstaate nicht befestigen konnte. Der letzte König
aus dem Geschlechte der Piasten war Kasimir der Große (1333—1370),
der Volhpnien, Kujavien und Masovien mit dem Krongebiete vereinigte,
die Gesetze verbesserte und die Bauern zu schützen versuchte, wofür er
spottweise der Bauernkönig genannt wurde. Dagegen schadete er dem
Lande sehr durch seine Begünstigung der Juden (seine Mätresse, die
Jüdin Esther, verleitete ihn dazu), welche sich aus allen Ländern nach
Polen zogen; noch unheilvoller waren seine Zugeständnisse (pacta con-
venta), welche er dem polnischen Adel machte, um die Wahl seines
Schwestersohnes, des ungarischen Königs Ludwig (von Anjou) durchzu-
setzen; von da an war Polen eine Adelsrepublik, deren erster Beamter
den Königstitel führte. Ludwig der Große (1370—1382) beschäftigte
sich mehr mit Ungarn und Neapel als mit Polen, seine Tochter Hedwig
aber gab, von den polnischen Großen gezwungen, dem heidnischen Groß-
fürsten Witold Jagello (Jagiel) ihre Hand (1386), der in der Taufe
den Namen Wladislaw (V.) annahm und auch seine Lithauer zum
Christenthum bewog; die vollständige Vereinigung beider Länder erfolgte
jedoch erst 1569 (Dynastie der Jagellonen 13886—1572). Wladislaw V.
erneuerte den Krieg seiner Vorgänger gegen den Deutschorden und