320 Deutschland und Italien finken.
lüste wohlbekannt waren, mit dem Herzog Sigismund ausgesöhnt und
am 30. März 1474 ein Bündniß zwischen beiden zu Stande gebracht.
Darauf saßen die Abgesandten der Schweizer und der rheinischen Städte
über den gefangenen Hagenbach zu Gericht, verurtheilten ihn zum Tode
und ließen ihn enthaupten, obwohl er sich damit vertheidigte, daß er
nur im Auftrage seines Herrn gehandelt habe. Karl sollte zum Kriege
gereizt werden, und die Eidgenossen, welche von dem Kaiser im Namen
des Reiches zum Angriffe gegen Burgund aufgefordert wurden und mit
welchen Ludwig ein Bündniß gegen Karl geschlossen hatte, griffen zuerst
an, indem sie glaubten, sie würden mit dem Kaiser und dem Könige
die burgundische Beute zu theilen haben. Der Absagebrief der Schweizer
wurde am Dienstag vor Simon und Judä 1474 ausgefertigt und ab-
geschickt; sie beriefen sich in ihm einzig auf den Befehl des Kaisers;
Karl empfing ihn knirschend vor Zorn; Bern, Bern! rief er und schwor
dieser Stadt den Untergang, allen Schweizern aber furchtbare Nache.
Die Schweizer stegen bei Herikourt (13. November 1474), werden von
dem Kaiser und dem Könige von Frankreich im Stiche gelassen.
Während Karl Neuß belagerte und das abgefallene Lothringen
wieder eroberte, waren die Schweizer über den Jura in Hochburgund
eingebrochen; sie raubten und brannten nach damaligem Kriegsgebrauche,
eroberten manche Burg und ließen die Besatzungen über die Klinge
springen. Als sie das feste Herikourt belagerten, kam der Graf von
Romont aus dem Hause Savopen mit 18,000 Mann zum Entsate;
diesen jagten sie bei dem ersten Anlaufe in die Flucht und verfolgten
ihn, bis ihnen der Athem ausging, wobei die Sieger nur fünf Mann
verloren; durch die Winterkälte wurden sie wieder nach Hause getrieben.
Das folgende Jahr verlief ohne bedeutende Kriegsereignisse; die
Schweizer drangen an den Genfersee vor und brandschatzten die waadt-
ländischen Städte, welche damals dem mit Burgund verbündeten Savoyen
gehörten. Unterdessen aber unterhandelte Friedrich III. wieder mit Karl
und schloß mit ihm auch Frieden im Juli 1475; als Ludwig den Her-
zog von der Bretagne und den König von England mit Burgund ver-
bündet sah, so getraute er sich nicht mit diesem zu brechen und machte
gleichfalls einen Frieden, in welchem er in einem geheimen Artikel Lotb-
ringen und die Schweizer ausdrücklich preisgab.
So standen diese jetzt vereinzelt da; denn die Mannschaft der ober-
rheinischen Städte, die wenigen Ritter des Herzogs Sigismund und
des vertriebenen Herzogs von Lothringen können kaum in Anschlag ge-
bracht werden. Gerne hätten sie mit dem Herzoge von Burgund eben-
falls ihren Frieden geschlossen; Karl aber wollte das grobe Bauernvolk
und das herrschsüchtige Bern strafen und sich unterwerfen; er dachte