328 Frankreich, Spanien und Portugal kommen empor.
Die spanische Inquisition.
Als ein Hauptmittel zur Hebung der Königsmacht bediente sich das
Herrscherpaar der Inquisition (errichtet 1478), eines spanischen Staats-
institutes. Dieses Gericht hatte zur ersten Bestimmung verkappte Juden,
Mohammedaner und' Ketzer aufzusuchen und abzuurtheilen, es richtete
aber auch über unnatürliche Laster, Verführer, abtrünnige Geeistliche,
falsche Priester, über Gotteslästerung, Zauberei, Vielweiberei, Unter-
stützung der Ungläubigen mit Waffen und Munition, über Mord und
Aufruhr, wenn sie das Gericht betrafen. Die Inquisitoren selbst waren
königliche Angestellte, der König konnte sie entlassen, ihre amtliche Thätig-
keit untersuchen, kurz die Inquisition war ein königlicher Gerichtshof,
mit geistlichen Waffen ausgerüstet, und da die wichtigsten Verbrechen und
Vergehen in seinen Bereich gehörten, so war es ein vortreffliches Mittel
in der Hand des Monarchen, um die geistlichen und weltlichen Herren
einzuschüchtern und nöthigenfalls zu bestrafen, mußte aber auch zu dem
furchtbarsten Werkzeuge des Despotismus werden. Der König entriß
durch die Inquisition der Kirche ein Recht, indem es ihr sonst allein
zustand, über christlichen Glauben und christliche Zucht zu wachen, wäh-
rend die weltliche Obrigkeit verpflichtet war den Aussprüchen und Ge-
boten der Kirche den Gesetzen gemäß Nachdruck und Vollziehung zu ver-
schaffen. Als Staatsinstitut ist die spanische Inquisition eine vereinzelte
Erscheinung, obwohl Aehnliches auch in andern Staaten versucht wurde.
Daß sie Juden und Mohammedaner, die sich für Christen ausgaben,
und Ketzer aufsuchte und strafte, war damals eine Sache, die sich von
selbst verstand; denn man duldete keine Ungläubige oder Andersgläubige
in einem Staate, ein Grundsatz, welchen die protestantischen Fürsten-
thümer und Republiken ihrerseits später mit aller Strenge durchführten.
Dilie Eroberung von Granada (2. Januar 1492).
Als die spanische Macht durch Ferdinand und JIsabella vereinigt und
allgemeine Ruhe und Ordnung hergestellt war, mußte der letzte Rest der
mohammedanischen Eroberung den Christen unterliegen; denn daß Spa-
nien eine schöne Provinz in den Händen der Moslemin lasse und da-
durch ferneren Angriffen ein weites Thor offen erhalte, wäre denn doch
die größte politische Thorheit gewesen. Granada selbst war eine Beute
der Unruhen und Febden und Kastilien bereits lehenpflichtig; aber Isa-
bellens Forderung, daß Granada eine spanische Besatzung aufnehme,
wurde abgeschlagen und gab Veranlassung zum Kriege (1482). Er war
bartnäckig und blutig; denn nach Granada, der tausendthürmigen, und
in die unzähligen Burgen des nächsten Gebirges hatten sich die stolzesten
und tapfersten Moslemin aus ganz Spanien zurückgezogen. Die spanische