Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

342 Frankreich, Spanien und Portugal kommen empor. 
und die Verletzung des Heiligsten nicht scheute, wenn es sich um Vene- 
dig und dessen Verfassung handelte, zu Gebote. 
Dem gemeinen Volke machte die Aristokratie übrigens das Leben 
möglichst angenehm, denn sie sorgte für die Herbeischaffung guter und 
wohlfeiler Lebensmittel, hielt musterhafte Gesundheitspolizei, baute und 
unterhielt Theater, gab oder gestattete öffentliche Feste und Lustbarkeiten 
(Märkte, Karneval, Regatta 2c.), wobei auch dem Muthwillen und der 
Unzufriedenheit einiger Spielraum offen gelassen wurde. 
Die auswärtige Politik Venedigs war ebenso umsichtig und folge- 
richtig als gewissenlos, so daß seine Diplomatie Jahrhunderte lang als 
die trefflichste galt; sie brauchte Gewalt oder List, Geld oder Waffen, 
je nach den Umständen, scheute überhaupt kein Mittel, und bezahlte 
z. B. im Kriege gegen Kaiser Mar I. Mordbrennerbanden, welche in 
seinen Ländern das Volk durch Feuereinlegen zur Verzweiflung bringen 
sollten. 
Sieg über die Genuesen. 
Dieser ausdauernden und vorsichtigen Politik verdankte Venedig 
seinen endlichen Sieg über seine Nebenbuhlerin Genua, mit dem es 
von 1256—1381 vielmal und jahrelang mit wechselndem Erfolge ge- 
kämpft batte. 
Eroberungen auf der Terra firma (1388—1470). 
Die Verwirrung in Oberitalien, die seit dem Falle der Hohen- 
staufen fortdauerte, benutzte Venedig sehr klug, um bald mit Mailand 
verbündet, bald ohne und gegen dasselbe Erwerbungen auf dem Fest- 
lande zu machen; es vernichtete namentlich das Geschlecht der Skaligheri 
(Scala), das sich von Verona aus ein schönes Fürstenthum gegründet 
hatte. Von 1388—1470 eroberten die Venetianer außer Dalmatien, 
Istrien und Friaul die Gebiete von Ravenna, Treviso, Feltre, Belluno, 
Padua, Vicenza, Verona, Bergamo, Brescia und Krema. Der Doge 
hatte vergebens vor den ersten Schritten zu Eroberungen auf dem Fest- 
lande (terra trma) gewarnt; denn dadurch wurde Venedig zur Land- 
macht, jedoch zu keiner gebietenden, sah sich in die Kriege auf dem Fest- 
lande verwickelt und konnte seiner Seemacht nicht die nothwendige Stärke 
geben, die sie bedurft hätte um den Osmanen mit Erfolg zu wider- 
stehen; letztere eröffneten seit der Eroberung Konstantinopels mit kurzen 
Pausen einen hartnäckigen Kampf gegen die Besitzungen der Republik 
in der Levante, im ägeischen Meere und in Griechenland, wobei die 
Venetianer in der Regel jeden Waffenstillstand oder zeitweiligen Frieden 
mit einer Gebietsabtretung oder Tributzahlung erkaufen mußten.
	        
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