Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

360 Europa der dominierende Erdtheil. 
legen, daß es eines dreißigjährigen Krieges bedurfte, um den National= 
wohlstand zu ruinieren. 
Europa der dominierende Erdtheil. 
Mit dem Seewege nach Ostindien und der Entdeckung Amerikas 
beginnt die Herrschaft Europas über die andern Erdtheile. Curopa ver- 
mittelte seitdem den Verkehr des ganzen Menschengeschlechtes (erst in 
unseren Tagen tritt Nordamerika mit Macht als Nebenbuhler auf) und 
damit beginnt für die Völker Asiens, Amerikas und Afrikas eine neue 
Zeit; sie werden Europa genähert und können sich seiner Einwirkung 
in ihr innerstes Leben nicht länger mehr entziehen. Portugiesen und 
Spanier gründen ungeheure Kolonialreiche; ganze Ströme europälischer 
Bevölkerung ergießen sich nach Amerika und legen den Grund zu einer 
neuen europäischen Welt, während Ostindien wenigstens tributpflichtig 
wird und große Ansiedelungen so fest gegründet werden, daß sie keiner 
asiatischen Macht mehr unterliegen können. 
Der europäische Handel wird zum Welthandel und Europa zum 
reichsten Erdtheile. Denn nun erschließt auch Amerika aus seinem Schooße 
eine Masse edler Metalle, welche über den Ocean nach Europa wandern, 
daselbst Handel, Gewerbe beleben und eine Lebensweise schaffen, von der 
die Vorfahren keine Ahnung besaßen. Von der Masse des über den 
Ocean gebrachten edlen Metalls kann man sich einen Begriff machen, 
wenn Aler. v. Humboldt angibt, daß das spanische Amerika bis 1813 
an Silber 5940 Mill. spanische Piaster lieferte, was eine Silberkugel 
von 83,7 Fuß Durchmesser gäbe. Nehmen wir an, daß aus dem an- 
dern Amerika, Asien und Afrika nur das Doppelte an edlem Metalle nach 
Europa gekommen ist, so dürfen wir die ungeheure Summe von 30 
Milliarden rechnen, und haben sie jedenfalls noch zu nieder angeschlagen. 
Viel Geld erzeugt aber auch viele Bedürfnisse, die sonst unbekannt blei- 
ben, es setzt darum die mannigfaltigste Gewerbsthätigkeit in Schwung, 
der Luxrus macht sich mit neuen Bedürfnissen sichtbar und ruft dadurch 
neue Thätigkeit in's Leben. Aus den fremden Erdtheilen kamen die ver- 
schiedenen Gewürze massenhaft nach Europa und fanden Eingang in die 
Küche des Bürgers und Bauers; neue Farbestoffe, Holzarten, Arzneien, 
Blumen und Kräuter gesellten sich zu den europäischen, und endlich 
kamen auch Zucker, Kaffee und Tabak, welche in Verbindung mit den 
Gewürzen das pbysische Leben des Europäers wesentlich veränderten; 
die Küche Karls des Großen war einfacher bestellt als jetzt die eines 
mittelmäßigen Bürgers oder Bauers. Diese Veränderung trat allmählig, 
aber merkbar genug ein; Zucker, Kaffee und Tabak bewirkten schon Un- 
glaubliches, eine vollständige Umwälzung brachte aber in späterer Zeit 
die Einführung der Kartoffeln und der Baumwolle zu Stande.
	        
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