Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

Die Araber auf dem Mittelmeer. 47 
in Syrien, die Wurde streitig; ein blutiger Krieg war die Folge, und 
endlich wurde der löwenherzige Ali ermordet, sein ältester Sohn Hassan 
dankte ab, und das Chalifat blieb bei den Ommaijaden (661—750), 
die nicht mehr wie die ersten Chalifen in der arabischen Heimath 
wohnten, sondern in dem uralten, herrlichen Damaskus ihren Hof auf- 
schlugen und die patriarchalische Einfachheit mit dem Luxrus der orien- 
talischen Despoten vertauschten. Nach Moawijahs Tode (680) machte 
seinem Sohne Jezid der Sohn Alis, Hussein, den Chalifenthron strei- 
tig. Die edelsten arabischen Familien hatten den Enkel des Propheten 
zu diesem Schritte aufgefordert; seine kleine Schaar unterlag aber beim 
Beginne des Unternehmens der Macht Jezids, und Hussein selbst, auch 
nach der Gesinnung der edelste aller Moslemin, fand in dem Gefechte 
seinen Tod. 
Sunniten und Schiilten. 
Dieser Streit spaltete die Moslemin in zwei große Parteien; die 
eine, die Schiiten, erkennen Ali und Hussein als die wahren Nachfolger 
des Propheten an in der Herrschaft sowohl als in prophetischer Heilig- 
keit, und wallfahrten nach Kerbelah, Husseins Grabstätte; die Sunniten 
dagegen behaupten die Rechtmäßigkeit der ersten Chalifen und Moawisjahs 
und haben neben dem Koran die Sunnah, die von Abubekr und seinen 
nächsten Nachfolgern gesammelten mohammedanischen Ueberlieferungen, 
welche die Schiiten als unächt verwerfen. Diese Spaltung wurde in 
späterer Zeit für Europa von großer Wichtigkeit, als dem sunnitischen 
Türkenreiche das schüitische der Perser gegenübertrat und beide sich mit 
der Hartnäckigkeit des Religionshasses bekämpften. 
Sechstes Kapitel. 
Die Araber auf dem Mittelmeer. 
Die Söhne der Wüste scheuten auch die Schrecken des Meeres 
nicht; als sie so manche hundert Meilen Küstenland erobert hatten, 
bauten sie große Flotten und wagten sich auf ihnen in eben so unbe- 
kannte Fernen, als ihre Heere auf dem Festlande. Schon 669 segelten 
sie durch den Hellespont und griffen Konstantinopel, dessen Eroberung 
Mohammed geweissagt haben sollte, bis 676 zu wiederholtenmalen 
an. Kaum vermochte die Stadt sich ihrer wüthenden Angriffe zu er- 
wehren, und hätte damals bei der Belagerung der sporische Grieche 
Kallinikus nicht das sogenannte griechische Feuer erfunden, durch welches 
die grabischen Schiffe in Brand gesteckt wurden, so wäre Konstantinopel
	        
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