Full text: Die Weltgeschichte. Zweiter Theil. Das Mittelalter. (2)

70 Das heilige römische Reich deutscher Nation. 
Kämpfe mit Slaven und Normannen (789—810). 
Die slavischen Stämme der Sorben, die bis an die Elbe vorge- 
drungen waren (Wilzen), wurden von ihm unterworfen und dadurch 
der Mark Brandenburg der Anfang gegeben (789). 
Die Dänen, welche König Gottfried zu einem Reiche vereinigt 
hatte, trieb er (809) aus Holstein über die Eider zurück, welche 811 
vertragsmäßig zur Gränze bestimmt wurde; die slavischen Obotriten, 
die seine Bundesgenossen waren, siedelte er in Mecklenburg an. Im 
Jahre 806 mußte er auch die Böhmen zurückschlagen, die sich heraus- 
gewagt hatten. 
Der Sachsenkrieg. 
Während dieser Kriege und Züge dauerte aber der Kampf mit den. 
Sachsen fast ununterbrochen fort, denn schon 772 wurde auf dem Reichs- 
tage zu Worms ein Krieg gegen die Sachsen beschlossen zur Strafe für 
Gränzverletzungen. Die Sachsen (ÖOst= und Westfalen, Engern, Nord- 
albingier) wohnten am untern Rheine, über die Ems und Weser bis. 
an die Elbe und Eider, und von der Nordsee bis zu den Thüringern, 
deren Reich sie mit den ersten Merowingern zerstört hatten. Sie selbst 
waren durch Volkszahl, Waffenruhm und kühnen Muth eine große 
Nation. Seit drei Jahrhunderten waren sie mit den Franken in Feind- 
schaft; einige merowingische Könige, auch Karls Ahnen, die Hausmeier, 
hatten mit ihnen Kriege geführt, einzelne Vortheile erfochten und ihnen 
selbst einen jährlichen Tribut von 400 Kühen und Pferden aufgelegt. 
Doch dauerte die Ruhe nie lange; die sächsische und fränkische Gränze 
war nicht durch einen Fluß oder ein Gebirge gebildet, die feindlichen 
Stämme also nicht durch die Natur geschieden, daher blieb das Gränz- 
land der Schauplatz von Mord und Brand, die gegenseitig geübt wur- 
den. Zudem waren die Sachsen noch Heiden, sie hatten unter allen 
deutschen Stämmen den alten Göttern die Treue bewahrt, und darauf, 
so wie auf ihre Freiheit waren sie stolz. Sie lebten nicht unter Königen, 
selbst Herzoge wählten sie nur für Kriegszeiten. Ihre „Edelinge und 
Freilinge“, ausgezeichnet durch hohen Wuchs und röthlichblonde Haare, 
hausten in ihren Gehöften in unbeschränkter Freiheit und bewachten 
dieselben mit größter Eifersucht; auch die minder freien „Liten“ waren 
kriegerisch, während die Leibeigenen (anderen Stammes, wie schon ihr 
Wuchs, die Farbe der Haare und Augen beweist) ein ehr= und wehr- 
loses Dasein dahinschleppten. Die an dem Meere wohnenden Sachsen 
waren verwegene Seeleute und Räuber, besonders deßwegen gefürchtet, 
weil sie nach einem Raube jedesmal einen Theil ihrer Gefangenen als 
Opfer für eine glückliche Heimfahrt schlachteten.
	        
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