Ferdinand J. 91
und Kirchenregiment nach dem Wohlgefallen des Königs. Schleswig-
Helstein mußte folgen, und auch Norwegen, wo die Bauern sich lange
und entschieden für die alte Kirche ausgesprochen hatten; in Island
fielen die Vertheidiger des katholischen Glaubens mit den Waffen in
der Hand. Die Hanseaten ärnteten für ihre protestantischen Sympa-
thieen von Dänemark in kurzer Zeit als Lohn: Aufhebung ihrer Han-
delskommandite in Bergen, den Sundzoll und bedeutende Einfuhrzölle.
Es wurde Grundsatz der nordischen Reiche, auf den Ruin des deutschen
Handels den Aufschwung des eigenen zu gründen, und in kurzer Zeit
sehen wir Schweden und Dänemark, die zur Zeit des alten Reichs nicht
einmal den Hansestädten trotzen durften, auf die Eroberung Norddeutsch-
lands ausgehen und dieselbe auch theilweise zu Stande bringen, alles
zum Besten des Evangeliums und der deutschen Freiheit; Theologen
und Schulmeister der deutschen Nation fanden das schön und erfreulich
und loben es noch heut zu Tage.
Auch nach Polen war die neue Lehre fast in allen ihren Zweigen
verpflanzt worden: Lutheraner, Kaloinisten, böhmische Brüder, Socinia-
ner fanden Unterkommen in den Dörfern einzelner Großen, deren gute
Laune die Flüchtlinge oder Einwanderer schützte. Stie hatten in Polen
den gemeinschaftlichen Namen Dissidenten und vereinigten sich auf einer
Spnode von Sandomir zu einem gemeinschaftlichen Glaubensbekennt-
nisse, dessen unbestimmte Ausdrücke jede Erklärung erlaubten. Im
Jahr 1573 kam ein ewiger Religionsfriede zwischen den Katholiken und
Dissidenten zu Stande, durch welchen diesen gleiche bürgerliche Rechte
eingeräumt wurden, das Kirchengut aber den Katholiken verblieb. All-
mählig traten die meisten Dissidenten, namentlich die von vornehmerem
Stande, wieder zu der katholischen Kirche zurück, die ausharrenden Dis-
fidenten aber haderten mit einander über die Auslegung des Sando-
mirschen Glaubensbekenntnisses und brachten sich dadurch um ihr An-
sehen im Reiche.
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Dreizehntes Kapitel.
Deutschland-bis zum breißigjährigen Kriege.
Terdinand I. (1556—1564).
Er vermittelte den Passauer und Augsburger Religionsfrieden, als
sein Bruder Karl V. mit seinen Planen zur Wiederherstellung der Kirchen-
und Reichseinheit an dem Widerstreben der deutschen Reichsstände geschei-
tert war, und in diesem versöhnlichen Sinne wirkte er auch als Nachfolger
Karls auf dem Kaiserthrone. Er schloß mit Bayern ein Bündniß, denn
Habsburg und Wittelsbach waren die einzigen Fürstenhäuser von Be-