Max II. 93
für sich verlangen, Zwiespalt unter den Protestanten selbst und gegen-
seiiger Haß u. s. w. Seine Länder theilte er unter seine drei Söhne:
Mar, Ferdinand und Karl.
Mar II. (1564—1576).
Dieser Kaiser hatte als Prinz eine solche Hinnelgung zum Prote-
stantismus gezeigt, daß viele seinen Uebertritt erwarteten. Es geschah
war niemals, aber Mar gewährte den Protestanten in seinen Erblau-
den doch solche Freiheiten, wie kein anderer Monarch, und es ist wirklich
eine sonderbare Erscheinung, daß während kraft des zum Reichsgesetze
erhobenen Grundsatzes: cujus regio ejus et religio die protestantischen
Fürsten keine katholische Seele in ihrem Gebiete duldeten, der kaiserliche
Schirmherr der Kirche protestantische Prediger selbst in Wlen predigen
ließ, die Ausbreitung des Protestantismus in Steyermark, Kärnthen und
Krain nicht hinderte und selbst eine Bibelübersetzung für seine protestan-
ishen slavischen Unterthanen besorgen ließ. Den Rittern und Städten
gewährte er eine beschränkte Religionsfreiheit und antwortete dem Papste,
der ihm deßwegen Vorwürfe machte, er habe von zwei Uebeln das ge-
tingere gewählt, d. h. hätte er die Religionsfreiheit nicht bewilligt, so
würde ein Aufstand der Protestanten ihn zu noch größeren Zugeständ-
nisen genöthigt haben. Darin liegt theilweise die Erklärung seiner
Hamlungsweise; andererseits scheint Mar auch später, als er sich dem
Protestantismus wieder ganz abgekehrt hatte, der Gedanke vorgeschwebt
zu haben, die Kirche so viel als möglich ihrer eigenen Vertheidigung
durch ihre geistige Macht zu überlassen, um so mehr, als die Jesuiten
mit ebenso großem Eifer als Erfolg wirkten. Uebrigens brachte seine
„Toleranz“ keine guten Früchte; die österreichischen Protestanten ließen
den Katholiken doch keine Ruhe, ihre Prediger fuhren selbst in Wien
gegen den katholischen Glauben auf die ungemessenste Weise los, und
als später der alte Kampf der beiden Parteien im Reiche aufs neue
entbrannte, hatte sein Nachfolger zuerst seine eigenen protestantischen
Unterthanen zu bekämpfen, bevor er sich gegen deren fürstliche Bundes-
genossen wenden konnte, und da er den Sieg errang, trafen die Folgen
desselben die österreichischen Protestanten um so härter.
Unter Mar fand Sickingen in dem fränkischen Edelmann Wilhelm
von Grumbach einen unglücklichen Nachfolger. Grumbach hatte mit
seinem Lehensherrn, dem Bischofe von Würzburg, Streit und nöthigte
denselben durch bewaffneten Ueberfall zu einem Vergleiche, gegen welchen
der Bischof vor dem Reichsgerichte Klage erhob und wie natürlich Recht
erhielt. Nun brauchte Grumbach wieder Gewalt und wagte den 15.
Mpril 1558 abermals einen Ueberfall, in welchem der Bischof erschossen
wurde. Grumbach gewann darauf den Herzog Johann Friedrich von