Full text: Die Weltgeschichte. Dritter Theil. Die neue Zeit. (3)

110 Die Reformation. Religionskriege. Verfall Deutschlands 2c. 
gezogen, Bethlen Gabor, der Dampierre bei Preßburg geschlagen und 
getödtet hatte, stand bereits in Mähren, Prag war fest — aber Friedrich 
floh nach Breslau, von dort nach Berlin und endlich nach Holland. 
Denn auch die Pfalz war nicht mehr sein; die Spanier unter Spi- 
nola hatten sie bis auf wenige Städte (Mannheim, Heidelberg, Fran- 
kenthal) besetzt, Friedrich selbst wurde von dem Kaiser in die Acht erklärt. 
Ueber Böhmen erging ein hartes Gericht; drei Monate lang wartete 
Ferdinand zu und erst dann wurden die angesehensten Theilnehmer 
des Aufruhrs verhaftet; Tilly hatte sie vergebens gewarnt, dem Frie- 
den nicht zu trauen. Von den Edelleuten wurden 24 enthauptet, 
drei Bürger von Prag gehenkt, viele hundert Edelleute durch Ein- 
ziehung ihres Vermögens gestraft und ihre Güter um Spottpreise ver- 
kauft. Das machte sich der durch Heirath reiche Wallenstein zu 
Nutzen und kaufte so viele herrschaftliche Güter, daß er der reichste Mann 
in ganz Europa wurde. Im gleichen Jahre (1621) wurden die kal- 
vinischen Prediger und Schulmeister aus dem Lande gejagt und ihnen 
das folgende Jahr die lutherischen nachgeschickt. Als ein Edikt des 
Kaisers bekannt gemacht wurde, daß er fortan nur katholische Untertha- 
nen dulden werde, wanderten 30,000 Böhmen aus. Daß der erzwun- 
gene Majestätsbrief und die so viel mißbrauchten Freiheiten abgeschafft 
wurden, versteht sich von selbst. 
Den in Mähren eingefallenen Bethlen Gabor besiegten Wal- 
lenstein und Buquoi bei Kremsier und Saudschütz, und der 
Ungar machte mit Ferdinand Friede gegen Ueberlassung einiger Herr- 
schaften und den Titel eines Reichsfürsten; er erscheint und verschwindet 
aber noch mehr als einmal auf dem Kriegsschauplatze. Mansfeld ständ 
dem Heere unter Tilly nicht; nachdem er listiger Weise wegen seines 
Eintrittes in den kaiserlichen Dienst unterhandelt hatte, brach er plötzlich 
mit seinem Heere durch an den Obermain, plünderte die Bisthümer 
Bamberg und Würzburg, überraschte die Spanier in der Pfalz, plün- 
derte die Bisthümer Worms, Speyer und Straßburg, und überwinterte 
im Elsaß und Lothringen, um sich im Nothfalle nach Holland werfen 
zu können. Noch in demselben Jahre löste sich die Union aus Furcht 
vor Spinola und Tilly freiwillig auf; das Jahr vorher hatte sie Haus 
Habsburg stürzen und mit Wilhelm von Oranien, den Franzosen und 
Bethlen Gabor Deutschland vertheilen wollen. 
Triedriche Kämpen: Mansfeld, Thristian von Braunschweig, Georg von Haden 
(1621—16235). 
Mansfeld warb mit holländischem und englischem Gelde (Fried- 
rich von der Pfalz war Schwiegersohn Jakobs I. von England). 
neue Schaaren, die der Ruf von dem Soldateuleben unter seiner Fahne
	        
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