Friedrichs Kaͤmpen. 111
anlockte. In Norddeutschland ahmte ihm der wilde Christian von
Braunschweig nach, den man mit dem Bisthum Halberstadt und
einigen Stiften versorgt hatte; sein Wahlspruch war: „Gottes Freund und
der Pfaffen Feind“, und „alles für Gott und für sie“ (diese „sie“ war Eli-
sabeth, des armen Pfälzers Gemahlin, eine stolze englische Prinzeffin).
Eben hatte sich Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach ge-
gen seinen Vetter gerüstet, wandte aber nun seine Waffen gegen Tilly, wo-
bei er jedoch die Klugheit hatte, vorher zu Gunsten seines Sohnes abzudan-
ken. Unter solchen Aussichten wagte sich der vertriebene Friedrich zu Mans-
feld und im Frühjahre gingen sie bei Germersheim über den Rhein. Am
27. April erfochten sie einen Vortheil über Tilly bei Wiesloch, begingen
aber die Thorheit sich zu treunen, während Tilly sich mit den Spaniern
unter Kordova vereinigte. Am 6. Mal trafen sich die Heere bei Wimpfen;
Tilly hatte jedem Soldaten eine halbe Maß Wein reichen lassen, bevor
das blutige Tagewerk begann. Nach einer mehrstündigen mörderischen
Kanonade kamen Reiter und Fußvolk zum Schlagen; Tilly errang den
vollkommensten Sieg und Markgraf Georg rettete sich mühsam aus der
Gefahr der Gefangenschaft. Mansfeld warf sich in das Hessische, um
sich mit Christian zu vereinigen, der sengend und brennend von der Weser
über Fulda an den Main zog. Bei Höchst hatte er eine Brücke geschla-
gen; aber den 20. Juni wurde er von Tilly überfallen und verlor 12,000
Mann, weil der ligistische Feldherr kein Quartier zu geben befohlen hatte.
Mit den Resten seines Heeres vereinigte er sich mit Mansfeld; dann zo-
gen beide unverfolgt in den Elsaß, nach Lothringen, in die Champagne,
überall plündernd und breunend, und warfen sich endlich, von den Spa-
niern verfolgt, in die Niederlande. Den 9. August trafen sie bei Kleu-
rus auf Kordova und schlugen sich mit Heldenmuth aber ungeheurem
Verluste durch nach Holland, von wo sie nach England gingen. Tilly
aber nahm unterdessen Mannheim, Frankenthal und Heidelberg, und
schickte die berühmte Bibliothek der Universität nach Rom.
Im Frühjahre 1623 brach Mansfeld aus Holland abermals in
Deutschland ein, ebenso sein Kampf= und Schicksalsgenosse Christian
von Braunschweig. Bereits begann sich in Norddeutschland die
fremde Einmischung kund zu geben; König Christi an IV. von Däne-
mark bearbeitete die Stände, besonders die städtischen, damit er als
Hauptmann des niederländischen Kreises herbeigerufen werde, während
die Herzoge von Braunschweig und der Landgraf von Hessenkassel ein
sehr zweideutiges Spiel trieben. Hessenkassel besetzte Tilly und begün-
stigte Hessendarmstadt zum tödtlichen Aerger des kasselschen Vetters. Dann
rückte er in Westfalen ein und schlug Christian von Braunschweig
abermals in einer mörderischen Schlacht, bei Stadtloo 6. August 1623,
welche Christian gewagt hatte um seine Vereinigung mit Mansfeld zu